Auch heute wieder ist das Frühstück, das John uns serviert äußerst
liebevoll zubereitet. Wir sind auch nicht allein heute, ein älteres
Pärchen gesellt sich zu uns. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass außer
uns noch Gäste hier sind. Nach dem Frühstück verabschieden wir uns und
stiefeln wieder entlang der Straße Richtung Cross Hands, eigentlich der
Name einer Straßenkreuzung, aber der dortliegende Pub / das Hotel trägt
der Einfachheit halber den selben Namen. Von dort nehmen wir diesmal den
Weg über den Berg, die Straße tun wir uns nicht
nochmal an. Also den Berg rauf und wieder runter und dann sind wir
wieder am The Dog Inn und damit wieder auf dem Cotswold Way. Wir kommen
entlang einiger sehr weitläufigen, sehr herrschaftlichen Anwesen.
Eines gehört dem Besitzer der Dyson Staubsauger Fabrik, wie John uns
erzählt hatte. Ein riesiges Areal mit eigenem Hubschrauber-Landeplatz.
Ein weiteres Anwesen ist Dodington Park. Man kann auch hier nicht bis
zur Villa rangehen, man geht aber einmal komplett durch die Ländereien,
mehrheitlich Weideland; man merkt aber sehr wohl, dass man sich hier auf
Privatgelände befindet. Einmal weiche ich vom eigentlichen Wanderpfad
ab, um etwas zu fotografieren, als mir einer der Parkranger mit einem
Gefährt irgendwo zwischen Land-Rover und Strandbuggy entgegen kommt. Ich
rechne zuerst mit einem Anschiß, er winkt aber nur freundlich und braust
mit vollem Tempo weiter.
Heute spielt auch das Wetter wieder mit, es ist
zwar mehrheitlich bewölkt, aber es regnet nicht mehr. Wir kommen durch
Tormaton, ein kleines Dorf mit einer 800 Jahre alten Kirche und von da
geht es zuerst entlang einer Straße, dann durch die Felder.
Hier sieht man deutlich mehr Landwirtschaft, als zu Beginn unserer Tour. Nach einer
Weile entdecken wir ein Hinweisschild, dass der Wanderweg ab hier
umgeleitet wird. Na gut, gehen wir also der Umleitung nach, etwa 4
Meilen ganz unspektakulär durch`s englische Gemüse, kommen wir
schließlich nach Dyrham und zum Dyrham Park, einer großen Parkanlage,
die man besichtigen kann und innerhalb der es einen Tea Room gibt, den
wir ansteuern.
Eigentlich müsste man Eintritt bezahlen, aber neben der
Kirche, zu der man noch kostenlos hinkommt, kann man sich einschleichen.
Uns gehts nicht um die drei oder vier Pfund Eintrittsgeld, wir haben
keine Lust einmal um den Park zu laufen, um einen Shop zu finden, in dem
man ein Ticket erwerben könnte. Wir finden den Tea Room und genehmigen
uns ein Stück englischen Kuchen und schleichen uns auf demselben Weg
wieder aus dem Dyrham Park raus.
Kurz darauf müssen wir wieder eine
Straße überqueren, diesmal mit einem neuen Hindernis. Die Straße ist an
beiden seiten mit mannshohen Hecken gesäumt. Durch diese Hecke führt ein
kleines Tor und wenn man von da den Kopf rausstreckt, um zu erkunden,
wie der Verkehr so wäre, kann`s passieren, das man von einem
vorbeibrausenden LKW die Birne abrasiert bekommt. Man muss gewisse
suizidale Eigenschaften mitbringen, um auf englischen Pfaden zu wandern.
Nach einigen Minuten tut sich eine Lücke auf und wir sprinten über den
Asphalt.
Kurz darauf erreichen wir unser heutiges Ziel Pensylvania. Es
handelt sich hierbei nur um eine Ansammlung weniger Häuschen, fast
alles B&B`s und einer Tankstelle. Wir finden das "Old Swan" sofort,
allerdings weder eine offene Tür, noch eine Klingel oder sonstiges. Nach
einigen erfolglosen Versuchen Einlass zu finden, gehen wir entlang der
Straße ein Haus weiter, wieder ein B&B namens "The Swan". Aufgrund der
Namensgleichheit gehe ich davon aus, dass beide Häuser zusammen gehören
und stelle mich dem herausgebimmelten Eigentümer kurz vor: "Hi, we have
booked an overnight stay here." Er schaut mich echt grantig an und
antwortet: "Have you? I don`t think so!" Der will uns nicht haben! Nach
ein wenig hin und her stellen wir also fest, dass beide Häuser nichts
miteinander zu tun haben, er erklärt sich aber bereit die Besitzerin des
"Old Swan" anzurufen, das tut er wohl öfter mal. Kurz darauf stellt sich heraus, dass diese wohl
noch einem Job nachgeht und erst gegen 5 kommt. Er stöbert ein wenig im
Hof herum und zieht aus einem an der Mauer hängenden Reifen den
Hausschlüssel hervor und gewährt uns Einlass. Wir sollen hier warten. Er
fragt uns ebenfalls, ob wir Dinner haben wollen, das wöllte Angela, die
Besitzerin noch wissen. Natürlich wollen wir, es gibt außer der
Tankstelle hier nichts, die aber ein erstaunliches Weinsortiment
anzubieten hat, wie ich feststelle, als ich uns ein After-Walk-Bier
besorge.
Wir sitzen also hier und trinken Bier, als eine weitere
Wanderin vor dem Haus umherschleicht und wenig später die Tür öffnet.
Sie stellt sich als Anne vor, sie ist Deutsche, die erste deutsche
Wanderin, die wir auf unserem Weg treffen. Wir sind ein wenig angepisst,
weil wir nun das einzige (wie wir glauben) Badezimmer mit ihr teilen
müssen. Das hatten wir bei der Buchung explizit ausgeschlossen. Da kann
aber nun Anne nix dafür und entsprechend arrangieren wir uns mit der
Situation. Nachdem sie in unserem Badezimmer geduscht hatte, kommt sie
kleinlaut und entschuldigt sich, sie hat in ihrem Zimmer ein eigenes
Bad gefunden, das versteckt sich aber hinter einer Tür, die wie ein Wandschrank
aussieht.
Nachdem dann alle erfrischt und getränkt sind, taucht Angela auf und
verbreitet gleich mal Hektik. Sie redet eigentlich ununterbrochen,
erzählt uns in den nächsten Stunden ihre halbe Familiengeschichte und
kocht nebenbei für uns. Ein Service, den sie immer anbietet, wenn man es
vorab bucht, was wir aber nicht wussten und auch in keiner unserer
Unterlagen erwähnt wird. Zu unserem Glück hatte Anne das gebucht, so
profitieren wir davon. Angela erklärt uns auch, wie es dazu kam, dass
wir vor verschlossener Tür standen. Normalerweise sieht sie über ihr
CCTV auf ihrem Handy, wenn Wanderer ankommen und kann diese entsprechend
einlassen, allerdings war das aufgrund eines Stromausfalls am Morgen
wohl nicht in Betrieb. Anne hatte vorab mit ihr Kontakt und wusste, wo
der Schlüssel liegt, der war aber nicht mehr da, weil der Nachbar uns ja
damit reingelassen hatte. Alles ziemlich schräg abgelaufen.
Angela kredenzt sogar eine Flasche Rotwein zum Essen, den sie aber auf
die Heizung stellt. Das muss ich dann nach ein paar Minuten doch
korrigieren, so englisch muss es ja nicht sein.
Das
Essen ist prima, wir schmausen also und unterhalten uns noch eine Weile,
bevor wir dann ins Bett fallen.