Am Morgen scheint mal wieder die Sonne, trotzdem ist es kalt; es
kommt einem hier nur selten wie Ende Mai vor. Wir ziehen zunächst durch
den Ort, an der Kirche vorbei über den örtlichen Friedhof. Die Friedhöfe
hier wirken alle uralt und verfallen, man fragt sich, wo die aktuell
ihre Toten bestatten.
Da Wotton-under-Edge tief im Tal liegt geht
es natürlich zunächst wieder, na was? Bergauf natürlich. Zunächst über
malerische Wiesen, dann durch den Wald, wo uns die extrem feuchte Luft
wieder zu schaffen macht. Oben angelangt, kommen wir auf eine offene
Wiese, die wiederum steil bergab führt. Hier kommt uns eine Lady mit
vier Hunden entgegen. Die größeren beiden kommen sofort auf uns
zugerannt, die Lady macht keinerlei Anstalten, die Kläffer
zurückzupfeifen, sie rennen eine Weile um uns rum, dann ist es ihnen zu
blöd und sie rennen weiter. Der kleinste hingegen traut sich nicht an
uns vorbei, sondern nimmt Reisaus und zwar bergab. Nun hat sie doch ihre
liebe Not die Dame, den kleinen Feigling wieder auf Kurs zu bringen.
Während wir uns köstlich amüsieren, tappen wir durch knietiefen Schlamm
und stellen am Ende der Wiese fest, dass wir hier falsch sind. Vor
lauter schauen nach den Kötern haben wir unseren Abzweig verpasst und
müssen nun auch noch einen halben Kilometer zurück, bergauf über die
schlammige Wiese.
Den Weg wiedergefunden, ein wenig geflucht und
weitergezogen. Nach der Überquerung einer Straße geht es wieder in den
Wald, zum Glück, denn es fängt innerhalb von wenigen Minuten an zu
schütten. Wir schaffen es nicht mal unsere Regenjacken über zu ziehen,
bevor wir nass werden. Wir versuchen uns ein wenig unterszustellen und
treffen dort einen Wandersmann wieder, der uns kurz zuvor überholt
hatte, mit dem wir ein paar Worte gewechselt hatten. Nun stehen wir
wieder hier und hoffen, dass der Regenschauer bald nachlässt. Überhaupt
trifft man im Laufe der Wanderung immer wieder mal dieselben Leute, man
wandert ja sozusagen im Gleichschritt.
Nach wenigen Minuten
ziehen wir dann doch weiter, hilft ja nichts. Es nieselt bald nur noch
und hört irgendwann ganz auf und innerhalb weniger Minuten reist der
Himmel auf und sogar die Sonne kommt zum Vorschein, verrücktes Wetter.
Wir kommen nach Hawkesbury, vorbei am Somerset Monument (In memory of
General Lord Robert Somerset) irgend so ein lokaler Held und biegen ab
vom Weg nach Hawkesbury Upton, weil es hier einen Pub gibt, die einzige
Möglichkeit was zu Beißen zu kriegen währen der gesamten Etappe heute.
Und hier im "Beaufort Arms" treffen wir lauter alte Bekannte, den
nassgeregneten Wandersmann, zwei Damen, die uns schon seit ein paar
Tagen immer wieder begegnen und eine Sechser-Gruppe mit Hund, die mit
uns im gleichen Hotel übernachtet hatten und die wir auch schon seit ein
paar Tagen ständig überholen... oder sie uns.
Nach erfolgter
Nahrungsaufnahme geht es bei zunehmend schönerem Wetter über offene
Felder und Weiden, allerdings auf zum Teil fürchterlich schlammigen
Pfaden, der Regen, aber vor allem die Rindviecher machen das Wandern
hier nicht einfach.
Wir genießen die Ausblicke, freuen uns an ein paar englischen
Landhäusern und Schlösschen, kommen noch durch ein, zwei wunderschöne
Dörfer und erreichen dann Old Sodbury, eigentlich das Ende der Etappe...
aber nicht für uns.
Wir müssen noch zwei Kilometer weiter in unser B&B.
Es gibt zwei Wege, einmal über`n Berg und einmal entlang einer Straße.
Wir entscheiden uns für die Straße und bereuen diese Entscheidung
bitterlich. Dichter Verkehr und kein oder fast kein Bankett zum Laufen,
diese beiden Kilometer kosten Nerven. Angekommen im B&B "Windyland"
stellen wir fest, dass das mitten im Nirgendwo liegt und wir zum
Abendessen etwa 800m wieder über die Straße zurück müssen. Wer denkt
sich sowas aus, hier Wanderer übernachten zu lassen? Liebe
Reise-Agentur, wir müssen reden!
Immerhin sind die Wirtsleute
supernett, sie leihen uns Warnwesten für den Weg bis in den Pub, sie
kennen das Problem schon. So angetan mit den Warnwesten stiefeln wir
also wieder los und treffen im Pub natürlich wieder die Sechser-Bande
mit Hund. Bier und Essen sind klasse im Pub "Cross Hands" und der Rückweg ist dann
auch einigermaßen entspannt, weil der Verkehr nun schon merklich
nachgelassen hat.