Nach einem prima Frühstück im mittelalterlichen Ambiente geht es weiter. Es steht eine weitere sehr lange Tour auf dem Plan,
die Wettervorhersage ist ähnlich wie gestern, Sonne, Regen und Wind, nur ein bisschen Schnee würde noch fehlen, um des
Kellners Spruch von gestern wahr werden zu lassen: “You had four seasons in a day – Ihr hattet alle vier
Jahreszeiteiten an einem Tag!”
Wir wandern also raus aus Winchcombe und kommen zum Eingang von Sudeley Castle, sehen allerdings nur ein kleines Torhaus
und denken uns mal wieder: “Was sind die Engländer schräg, ein kleines Einfamilienhäuschen mit Türmchen zu bauen und das
dann Castle zu nennen”. Aus einiger Entfernung vom Berg sehen wir aber dann das eigentliche Schloss, selbiges und der
dazugehörige Park hat beträchtliche Ausmaße.
Wie eben schon erwähnt, geht es anschließend wieder ordentlich bergan, erst zwischen den Schafen und jeder Menge ziemlich
aufgedrehter Lämmer hindurch und dann in den Wald. Nach ca. 4km Plackerei erreichen wir Belas Knap, eine neolithische Grabstätte
(ca. 2500 BC). Wir pausieren hier und ruhen uns etwas aus, der Weg ist noch lang, der vor uns liegt.
Es geht nun wieder bergab, durch den Wald. Der Weg ist steil und steinig, aber nicht so schlammig wie gestern. Bisher hält
sich auch das sonnige Wetter, in windstillen Ecken ist es richtig angenehm warm, aber an einigen Stellen bläst der Wind
und zwar kalt und heftig.
Wir erreichen einen kleinen Bach am tiefsten Punkt, nur um sofort wieder einen Hügel zu erklimmen, den Cleeve Hill. Es handelt
sich hier um einen Common Ground, ein geschütztes Areal, dass aber allen offen steht, so eine Art Naturschutzpark. Der Cleeve Hill
ist mit 330m der höchste Punkt der Cotswold Area, somit der Gipfel unserer Wanderung. Das Besondere hier ist, dass ein großer Teil
des Parkes in einen Golfplatz verwandelt wurde, allerdings ist auch der für jedermann zugänglich. Auch für Schafe, die das Green
kurz halten, allerdings auch “ein wenig” beschmutzen. Überhaupt herrschen hier Sitten, die auf einem deutschen Golfplatz undenkbar
sind, außer den Schafen sind auch Biker unterwegs und während wir im Golfclub Speis und Trank und Ruhe genießen, sehen wir auf
halber Höhe des Hügels eine Gruppe mit Tisch und Stühlen sitzen, die ihr Picknick mitten auf`m Golfplatz halten. Very british.
Im Anschluss an die Siesta erklimmen wir den “Gipfel”, der Ausblick auf das Örtchen Cleeve Hill und dann die Stadt Cheltenham
sind beeindruckend, besonders die Pferde- und Hunderennbahn (Cheltenham Racecourse) ist ob ihrer Ausmaße doch ungewöhnlich.
Wir wandern noch etliche Kilometer über den Golfplatz, immer zwischen Golfern und Schafen hindurch, auf dem Bergrücken entlang
einer Klippe. So haben wir zwar fantastische Aussichten, müssen aber aufgrund des starken Windes auch achtsam sein.
Daran anschließend geht es ein wenig bergauf und bergab, auf dem Bergzug entlang, allerdings zwischen Bäumen einher, sodass der
Ausblick nicht mehr so spektakulär ist. Es bleiben uns immer noch ein paar Kilometer Weg, also werden wir etwas schneller,
um nicht zu spät zu unserem Hotel zu kommen.
Der Weg geht nun über Felder und an Straßen entlang bergab in einen
Wald, wo es wieder steil wird, allerdings ist der Weg ganz gut.
Höhepunkt ist ein Platz, an dem soweit das Auge reicht Bärlauch blüht,
eine Pflanze, die man bei uns nur selten in freier Wildbahn sieht. Auch
der Geruch ist berauschend, Bärlauch heißt nicht umsonst auf Englisch “Wild Garlic”. Überhaupt sind hier viele
Wildblumen, Butterblumen, Schafgarbe und ähnliche Pflanzen direkt am Weg oder auf den Feldern zu sehen, was meiner Vermutung nach
an der sehr zurückhaltenden Bewirtschaftung der Felder hier liegen könnte. Es werden ein Großteil der Flächen als Weideland genutzt,
entsprechen mäßig wird man hier mit Chemikalien arbeiten.
Wir erreichen das Ende unserer heutigen Etappe, sind aber noch nicht am Ziel, sprich im Hotel. Wir müssen noch knapp 3km bis nach
Charlton Kings, einem Vorort von Cheltenham laufen. Entlang einer vielbefahrenen Einfallstraße ist das ziemlich mühselig und so erreichen
wir nach genau 23km unser Hotel, dass von außen eine Baustelle ist. Komplett eingerüstet kommt die Bude ziemlich schäbig daher, aber die
Wirtschaft schaut gut aus, das Essen schmeckt und die Wirtsleute sind freundlich, wenn auch nicht leicht zu verstehen. Wie schon in Winchcombe
reden die hier ganz viel, ganz schnell und mit einem ganz komischen Slang.
Das Zimmer ist ok, wenn auch keine Suite und so fallen wir ziemlich bald todmüde und gerädert ins etwas schmale Bett.
Morgen ist Ruhetag und den haben wir bitter nötig.