Wir haben überlegt, einen Bus, oder sogar ein Taxi zu nehmen, aber wir entscheiden uns dann doch, die fast
drei Kilometer wieder aus Charlton Kings raus zu laufen, wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier.
Begleitet von der morgendlichen Rush Hour erreichen wir dann den Cotswold Way und der geht gleich mal wieder
steil bergauf. Es hat über Nacht wieder geregnet und obwohl es bedeckt und nicht warm ist, ist die Luft feucht
und dampfig, so dass wir schon bald wieder kräftig ins Schwitzen kommen. Irgendwann wird der Weg dann ebener,
es geht immer noch durch den Wald, der gibt aber immer wieder Ausblicke frei. Es geht über eine Pferdekoppel,
vorbei an ein paar Feldern und wieder durch den Wald Abwärts nach Seven Springs. Das ist kein besonderer Ort,
sondern eigentlich nur eine große Straßenkreuzung, aber hier steht am Straßenrand ein alter Bus, umgebaut zu
einem kleinen Bistro. Man kann drin oder draußen sitzen (auf der straßenabgewandten Seite des Busses),
es gibt Kaffee und leckeren frisch zubereiteten Toast mit Käse, Schinken und Zwiebeln.
So gestärkt, geht es an den nächsten Aufstieg, den Leckhampton Hill. Auch von hier hat man wieder einen
fantastischen Ausblick auf Charlton Kings und Cheltenham. Wir sind jetzt quasi in den letzten beiden Wandertagen
einmal komplett um das Tal, in dem die beiden Orte liegen herumgegangen.
Mittlerweile hat sich die Sonne einen Weg durch die Wolken gebahnt, es wird jetzt ein richtig schöner,
wenn auch nicht sonderlich warmer Tag. Der Leckhampton Hill hat einige Ausgrabungen aus der Eisenzeit
anzubieten, außerdem gab es hier in vergangener Zeit einige Steinbrüche, in einem davon ist ein steiler
Fels stehen geblieben, der “Devils Chimney”, der Legende nach hat der Teufel von hier aus die Gläubigen
mit Steinen beworfen, die des Sonntags auf dem Weg zur Kirche daran vorbei mussten.
Dann geht es wieder bergab, vorbei an Feldern, Dörfern und Golfplätzen,
dann wieder hoch auf den Crickley Hill, der wieder weite Ausblicke in
Land bietet, wenn sich der Wald mal lichtet, diesmal in Richtung
Gloucester.
Nachdem wir auch von hier wieder abgestiegen sind wird`s kriminell,
wir müssen eine richtig vielbefahrene Straße

direkt an einem
Kreisverkehr überqueren, ohne Ampel oder sonstige Unterstützung. Wer
sich sowas einfallen lässt, einen offiziellen Wanderweg hier entlang zu
führen hat viel (britischen) Humor. Den ersten Fahrstreifen schaffen wir
noch einigermaßen problemlos, hier fahren die Autos in den Kreisverkehr
ein, kommen also langsam aus einer Richtung. Dann stehen wir also auf
einer Mittelinsel und beobachten fassungslos, wie hier Autos aus allen
möglichen Richtungen an uns vorbeidonnern, LKW und Busse scheren dabei
schon mal bis auf das Inselchen aus, auf dem wir stehen. Nach vielen
Minuten und einigen Herzattacken gelingt uns der Sprint über die
Fahrbahn, als sich mal eine kleine Lücke auftut. Wie würde Obelix sagen:
“Die spinnen, die Briten!”
Kurz verschnauft geht es dann weiter, neuerlich an einer Klippe entlang wieder in den Wald und bald sind wir am Ende
unserer heutigen Etappe angelangt. Aber noch nicht im Hotel, dafür müssen wir nochmal ca. 500m an einer Straße entlang,
es gibt keine Möglichkeit am Rande zu gehen, man muss auf der Fahrbahn gehen. Die Straße führt bergan durch den Wald und
biegt zu allem Übel auch noch um eine Kurve, so dass der Gegenverkehr nicht zu sehen ist. Hinter uns stauen sich des
Öfteren die Fahrzeuge, auch hier herrscht reger Feierabendverkehr. Auffällig, dass die Autofahrer das Treiben relativ
gelassen hinnehmen, keiner hupt oder verteilt Vögel, man ist diese Situation mit den Wanderern wohl gewöhnt.
Nach einigen schweißtreibenden Minuten erreichen wir das Hotel. Nach uns treffen noch zwei Wandererpärchen ein,
die schauen genauso gehetzt drein, wie wir. Auch wenn die Autofahrer gelassen reagiert haben, angenehm ist diese Stück
des Weges keineswegs. Dafür entschädigt uns die noble und sehr ruhige Atmosphäre des Hotels “The Royal George”
dann wieder. Wenn auch etwas abgewohnt, aber das ist schon eine tolle Hütte.