Tagesausflug nach Jakarta
03. Oktober 2023
Am Vortag hatten wir mit dem Fahrer vereinbart, dass wir am nächsten Tag um 9:00 Uhr
abgeholt werden für unsere erste Tour. Auf unserem Programm stand
eine Stadtbesichtigung von Bogor und der Botanische Garten. Unser
Fahrer und ein Guide, der sich als Bobal vorstellt, sind auch
pünktlich zur Stelle und wir fahren los. Nach einiger Zeit - wir
fahren schon eine ganze Weile auf der Autobahn - fragen wir doch mal
nach wohin wir denn eigentlich fahren, der Botanische Garten könne
doch gar nicht so weit entfernt sein. Unser Guide teilt uns mit, der
Plan habe sich geändert und wir fahren nach Jakarta, weil der Fahrer
morgen mit seinem Auto in Jakarta nicht fahren darf. Aus Traffic
Gründen dürfen an einem Tag nur die Wagen mit geraden Endzahlen auf
dem Nummernschild, am nächsten Tag nur die mit ungeraden Zahlen in
Jakarta fahren. In China hatten wir von dem System schon mal gehört;
heute sollen wir feststellen, dass es für Jakarta durchaus Sinn
macht, aber trotzdem ein heilloses Verkehrschaos herrscht.
Irgendwie scheint auch jeder seine eigenen Verkehrsregeln zu haben,
denn auf einer zweispurigen Straße fahren auch schon mal drei oder
vier Autos nebeneinander, andere fahren konstant auf dem
Mittelstreifen, es wird rechts und links überholt (wo halt gerade
Platz ist) und zwischendurch quetschen sich jede Menge Moped und
Rollerfahrer. Trotzdem sieht man wenig verbeulte Autos.
Die Stadt ist in weiten Teilen in einem horrenden Zustand. Viele "Häuser" sind
nicht mehr als Holz- oder Wellblechhütten, Dächer sehr oft nur notdürftig geflickt,
oft mit Werbe- oder Wahlbannern. Die Straßen, selbst größere, sind in einem
Zustand der dem in der DDR der 80er Jahre gleichkommt. Dazu kommen Unmengen Müll
und eine Luft, die man in Würfel schneiden und wegtragen könnte.
Wie schon erwähnt, der Verkehr ist das Härteste, was wir bisher erlebt haben, dagegen
ging`s in Saigon gesittet zu. Ampeln haben, außer an sehr großen Kreuzungen, nur eine
dekorative Funktion. Auf den Kreuzungen versuchen Burschen (ohne jegliche
offizielle Funktion) den Verkehr ein wenig zu lenken. Für diese lebensgefährliche
Tätigkeit bekommen sie von den Autofahrern immer wieder kleine Geldscheine zugesteckt.
Das ist wohl eine der wenigen Verdienstmöglichkeiten hier in Jakarta und die Autofahrer wissen
den halsbrecherischen Einsatz zu würdigen. Ich sehe auch unseren Fahrer immer wieder
einem der Verkehrslenker 1.000 oder 2.000 Rupiah zustecken.
Nach ca. 2 1/2 Stunden Fahrt endlich in Jakarta angekommen bekommen wir
als erstes den Eindruck von einer ziemlich heruntergekommenen Stadt.
Erstes Ziel in Jakarta ist der Hafen. (Sunda Kelapa Harbour => Sunda
ist der Name des Konigreichs, dessen Hauptstadt Batavia (der alte Name Jakartas) war, Kelapa
heißt "Kokosnuss", womit das Produkt gemeint sein dürfte, mit dem
hier hauptsächlich gehandelt wurde) Wir staunen nicht schlecht;
was uns hier als Hafen verkauft wird, ist wohl mehr eine Ansammlung
von "Seelenverkäufern" die aber fleißig be- und entladen werden. Mit
einem kleinen Motorboot unternehmen wir eine Rundfahrt durch den
"Hafen". Sowohl die Hafenanlagen (sofern überhaupt welche vorhanden
sind) als auch die Schiffe müssen aus dem 19. Jahrhundert stammen, als
Jakarta noch den Namen Batavia trug.
Nach der Hafenbesichtigung schleust uns unser Guide durch zwei
Museen zu denen er aber eigentlich nichts zu erzählen weiß. Das
erste Museum ist das Museum Bahari Jakarta - das Schifffahrtsmuseum,
welches sich in den ehemaligen Lagerhäusern der Niederländischen
Ostindien-Kompanie befindet.
Danach geht es zum Gouverneurskantoor - Jakarta, in welchem das
Historische Musem untergebracht ist. Da der Weg von einem zum
anderen Museum nicht sonderlich weit ist gehen wir zu Fuß dorthin.
Das Gebäude in welchem das Museum untergebracht ist, war
zunächst der Verwaltungssitz der niederländischen
Ostindien-Kompanie (VOC - Vereenigde Oostindische Compagnie).
Nachdem diese bankrott war wurde das Gebäude
von der niederländischen Kolonialregierung übernommen und als
Rathaus von Batavia genutzt. Seit 1974 ist das Gebäude nun ein Museum.
Nach den beiden Museumsbesuchen machen wir im Café Batavia
Mittagspause. Schicker Laden.
Danach geht es Richtung Stadtmitte, was wiederum eine gute
Stunde Autofahrt bedeutet. Auf dem Programm stünden jetzt laut Guide
noch das Nationalmuseum, welches wir wegen Museumsüberdruss absagen,
sowie das Nationalmunument, welches heute eine Stunde früher
schließt und daher nicht mehr besichtigt werden kann. Die
indonesische Armee beginnt mit den Vorbereitungen eines Jahrestages
am 5. Oktober.
So betrachten wir das Nationalmonument nur aus der
Ferne und machen einen Spaziergang rund um das Gelände.
Unser Fazit des heutigen Tages: Ein Auflug nach Jakarta lohnt
sich nicht wirklich; das kann nur besser werden.
Einer der Gründe, warum wir so gern verreisen ist, um neue Länder und Städte zu
sehen und kennen zu lernen. Aber das was wir von Jakarta zu sehen bekommen haben
ist unglaublich und macht eigentlich fassungslos.
Offiziell wird die Einwohnerzahl Jakartas mit 10,5 Millionen angegeben, aber man
schätzt, dass in den vielen Slums in und um die Stadt etwa die doppelte Anzahl
haust. Schätzen deshalb, weil ein sehr großer Teil Wanderarbeiter sind, Bauern die
in Ermangelung von Arbeit auf dem Land in die Stadt fliehen. Diese aber auch schnell
wieder verlassen, sobald sie etwas verdient haben oder anderswo Beschäftigung
finden.
Selbst das, was uns als historische Altstadt vorgestellt wurde, vormals Batavia
genannt, also die Reste der holländischen Ostindien Kompanie (VOC),
ist in einem erbarmungswürdigen Zustand. Dazu kommen der
unglaubliche Smog und die horrenden Verkehrsverhältnisse. Wir sind an diesem Tag
etwa 11 Stunden unterwegs gewesen und haben davon mehr als 6,5 im Auto und mit
diesem die längere Zeit im Stau verbracht.
Es fällt schwer, da zu einem positiven Fazit zu gelangen...
Etwas später auf unserer Reise erzählt uns jemand, dass es beschlossene Sache ist,
sowohl Regierungssitz als auch Haupstadt von Jakarta weg zu verlagern. Man gibt
die Stadt wohl einfach auf und flieht vor den Fehlern der Vergangenheit, wie
Landflucht, Verkehrskollaps und die damit einhergehende Luftverschmutzung.
Die neue Hauptstadt wird Nusantara heißen, eine Stadt, die extra neu erbaut wird,
in einem Waldgebiet auf Borneo. Ob das der Weg ist, solche Probleme zu lösen?