Ausschlafen war eigentlich der Plan, aber unglücklicherweise (oder zum großen Glück,
wie sich später herausstellen wird) haben wir heute schon wieder einen Termin.
Also raus aus den Federn und Frühstück abgefasst. Danach geht’s zur „Bus & Railway Station“
und mit dem Bus nach Marazion. Dort liegt etwa 360 Meter vor der Küste ein Felsbrocken im Meer.
Als William the Conqueror mit seinen Normannen im Jahre 1066 Britannien erobert hatte,
schenkten die neuen Herren von England genau dieses unwirtliche Eiland
(mitsamt dem darauf befindlichen Kloster) dem Benediktinerorden, der den Abteibetrieb auf
Mont-Saint-Michel betrieb, mit dem Auftrag: „Baut uns auch mal so‘ne Attraktion dahin!“
Die normannischen Mönche kamen und taten genau das, bauten eine echt scharfe Hütte oben drauf, auf den Klotz.
(Es gibt auch Quellen, die sagen, dass das cornische Eiland bereits von
Edward dem Bekenner, also dem letzten angelsächsischen König verramscht
wurde, aber ich halte mich hier mal an die Aussagen, die wir dort vor
Ort gehört und gelesen haben.)
Heutzutage kann man nicht einfach so dort aufschlagen und Einlass
begehren, da muss man sich schon recht neumodisch via Internet
anmelden und dann darf man exakt zum gewählten Zeitpunkt ein Schiffchen
zum Behufe der Überfahrt besteigen. ...also wenn gerade Wasser da ist,
aber auch dazu kommen wir später noch.
Heute war also Wasser da, wir rauf auf`s Boot und flott übergesetzt. Man kann die Hütte
besichtigen, von außen und sogar von innen, wenn der momentane Besitzer,
der Earl of St. Levan nicht gerade eine Party gibt, oder sowas in der Art.
Die normannischen Benediktiner durften bleiben, bis dann die ersten englischen
Könige ihre Abneigung gegen die Franzosen / Normannen entdeckten. Das dürfte wohl Henry V
gewesen sein, der hat erstmal die französischen Mönche übers Meer zurück geschickt. Die Insel
samt allem darauf befindlichem Inventar ging dann erstmal in den Besitz der Syon Abbey über;
um 1540 kam dann Henry VIII (der mit den 6 Frauen) auf die Idee, dass Mönche prinzipiell, egal welcher
Nationalität, blöde Kerle sind, schleifte die Abtei und vermachte sie dem Earl of St. Levan.
Der (und die nachfolgenden Generationen) haben das Anwesen dann betrieben bis in die 1950er Jahre.
1954 hat der gerade zuständige Earl das ganze dem National Trust übergeben, mit der Vereinbarung,
dort wohnen bleiben zu dürfen.
Daran hat er gut getan, erstens, weil’s ne echt schicke Hütte ist und zweitens,
weil wir so mal da vorbeischauen durften.
Außer der herzoglichen Behausung gibt's noch einen wunderschönen
Garten zu bestaunen, was tut so'n gelangweilter englischer Earl auch
sonst, außer zur Jagd reiten (was hier auf dem Inselchen aufgrund
Platzmangels nicht einfach ist) und Blümchen anbauen und pflegen.
Zweiteres wurde hier aber sehr erfolgreich und dem Auge wohlgefällig
gemacht. Der Park bzw. Garten hat einen sehr mediterranen Touch, ist ja
schließlich auch die Südseite von England hier.
Wie bereits angeschnitten, gibt es zwei Möglichkeiten, des Earls
steile Bude zu erreichen: mit dem Boot oder zu Fuß. Welche der beiden
Optionen man wählen sollte, variiert je nach Höhe des die Burg
umspülenden Gewässers. Wenn das Wasser grad mal etwas höher steht, so
wie heute Vormittag, empfiehlt sich "zu Fuß gehen" nur mit Neoprenanzug.
Weshalb wir, wie erwähnt, auf die zweitere Möglichkeit, nämlich mit dem
dargebotenen Kutter zu fahren, ausgewichen sind.
Die Bilder unten
illustrieren den Wandel der Gezeiten rund um St. Michael's Mount.
Mit richtig Wasser unterm Kiel:
So halb und halb:
Und so schaut`s aus, wenn der causeway dann freigegeben ist:
Der Besuch des Eilands mit der schnieken Burg obendrauf hat sich auf
jeden Fall gelohnt. Zumal auch der Service angenehm war, in jedem Raum
stand ein Volunteer rum, der interessante Geschichten auf meist witzige
Weise präsentiert hat. Und jeder konnte auch Fragen zu Burg, Anwesen,
der Familiengeschichte seiner Lordschaft und wasweißich erzählen. Und
man merkte den Leuten an, das es nicht nur auswendig gelernte
Wortbausteine waren, die die von sich geben, sondern da war echt
Interesse, ja Enthusiasmus bei den Leuten dabei. Sowas begeistert uns ja
dann richtig...
Beim rausgehen aus der Anlage plaudern wir noch
einmal mit einem der Volunteers, der erzählt uns dass diskutiert wird,
die Insel morgen komplett zu schließen. Es ist Regen und vor allem schwerer
Sturm vorhergesagt. (Es kommt dann auch so, wie wir am nächsten Tag
hören.)
Wir haben mal wieder Glück gehabt. Hoffentlich bleibt uns das auch weiterhin treu.
Wir bleiben noch ein wenig im Örtchen Marizion, nette Ecken
gibt`s hier.