Oberhof

Auszeit

Das Frühstück im Berghotel Oberhof ist sehr gut. Auch das Zimmer lässt nichts zu wünschen übrig. Das Hotel selbst ist eine seltsame Mischung aus hochmodernem Wellness- und Tagungshotel und alter DDR - Nostalgie. Es gehört der Konsum-Genossenschaft, einer Organisation, die in der DDR in erster Linie Lebensmittelgeschäfte in eher ländlichen Gebieten betrieben hat. Diese wurden nach der Wende recht häufig von EDEKA übernommen, um kurz darauf zu verschwinden. Ob diese Konsum-Gesellschaft auch zu DDR Zeiten bereits Hotels betrieben hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Berghotel Oberhof Berghotel Oberhof

Wir starten einen kleinen Einkaufsbummel im sehr übersichtlichem Ortskern von Oberhof. Die Einkaufsmeile besteht, wenig überraschend ausschließlich aus Restaurants, Cafè`s und etlichen Sportgeschäften.
Anschließend beschließen wir einen Gang zu den Sportstätten zu machen und stehen noch eine wenig unentschlossen auf dem zentralen Platz rum, als uns ein älterer Mann anspricht und uns fragt, ob er uns helfen könnte. Nahezu ungefragt bekommen wir anschließend die gesamte Geschichte des Ortes, der Sportstätten und  -vereine erzählt. So kauzig wie der Typ ist, er weiß eine Menge interessante Sachen zu erzählen. Wir verabschieden uns und begeben uns auf den Weg, steil bergauf zunächst zur Bobbahn. Zu unserem großen Leidwesen ist der gesamte Startbereich eine einzige Baustelle, so daß fast nichts zu sehen ist.

Oberhof Oberhof

Wir ziehen weiter an einer riesigen, ebenfalls noch im Bau befindlichen Indoor Skihalle zum Biathlon Stadion und sind nun endgültig enttäuscht, dass hier überhaupt nichts zu erkennen ist, außer einer riesigen Baustelle. Wir beschließen somit erst mal in die "Thüringer Hütte" einzukehren und Mittag zu machen. Die weiteren Optionen wären nun zur Skisprung Schanze zu gehen oder durch den Wald zum Rennsteiggarten, einen hochgerühmten Alpingarten. Beide Optionen würden einen Weg von mehreren Kilometern bedeuten, dazu haben wir jetzt keine Lust mehr, es soll ja heute ein Ruhetag sein. Also kehren wir nach Oberhof zurück, doch einigermaßen enttäuscht. Schon klar, dass die Sportstätten im Sommerhalbjahr gewartet und umgebaut werden müssen, aber hätten die nicht fertig sein können, wenn wir schon mal da sind? Das Problem war hier wohl, dass die Bauarbeiten im Sommer aufgrund der Corona Panikdemie nahezu zum Stillstand gekommen sind. Wir hören auch einige Stimmen, dass die Fertigstellung, zumindest des Biathlon Stadions bis zum Beginn der Saison keineswegs sicher, eher unwahrscheinlich wäre. (Wir waren tatsächlich so frustriert, dass wir an dem Tag keine weiteren Bilder mehr gemacht haben. Kommt auch nicht oft vor...)
Zurück im Ort wollen wir uns einen Drink genehmigen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt, da auch hier alle Kneipen zu haben, oder nur für die Gäste der jeweiligen Hotels geöffnet haben. Auf der Terasse unseres Hotels schlägt man uns sogar glatt die Tür vor der Nase zu. Einzige Möglichkeit ist eine Kneipe mit dem Namen "Kauzeneck", mit einem schönen Freisitz. Allerdings läuft hier Herbert Roth in Dauerschleife. Herbert Roth ist ein Volksmusik-Schlagersänger-Barde in der DDR gewesen, den man durchaus als die Quadrat-Penetranz seiner Zunft bezeichnen kann. Vielleicht bin ich auch ein wenig vorgeschädigt, da ich dessen Musik schon in Kinder- und Jugendzeiten familiär bedingt verabreicht bekam. Der Mann und seine Musik polarisieren auf jeden Fall, es gibt da nur zwei Möglichkeiten, lieben oder hassen. Da diese Kneipe aber die einzige Möglichkeit ist, etwas zu trinken zu bekommen, versuchen wir das Gedudel mit Bier zu bekämpfen, das Vorhaben geben wir aber bald auf und gehen ins Hotel.
Für das Abendessen haben wir uns an beiden Abenden etwas noblere Restaurants gesucht, die Thüringer Landküche haben wir ja unterwegs bereits ausgiebig genossen. Es ist auch egal, es ist in keinem der Lokale einfach einen Platz zu bekommen, gestern mussten wir echt anstehen, heute haben wir uns einen Tisch reserviert im "Cortina" und bekommen Südtiroler Spezialitäten serviert.
Anschließend ziehen wir, genau wie gestern Abend zum "Paul`s". Der Inhaber (?) ist ein recht geselliger, gesprächsbereiter Typ. Trotz sehr gutem Besuchs seiner Kneipe und des Freisitzes kommen wir immer wieder ins Gespräch mit ihm und sprechen auch das Thema der vielen geschlossenen Lokale an. Er erzählt uns, dass der Corona Lockdown häufig nicht die Ursache ist sondern höchstens der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Erstens sei es wohl nahezu unmöglich in Thüringen Personal zu bekommen und zweitens seien die Wirte sehr oft recht alt und fänden keine Nachfolger. Es sei also damit zu rechnen, dass sehr viele dieser Lokale dauerhaft geschlossen bleiben würden. Das finden wir sehr schade für diese Region, es gehört zum Wandern nun mal dazu, dass man zwischendurch zünftig einkehren kann.
Nach einem sehr angenehmen Abend kehren wir in unser Hotel zurück und begeben uns alsbald ins Bett. Morgen geht es schließlich weiter und auch der morgige Tag hat es in sich!

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