Wir verlassen also Sevilla wieder, wir fahren über eine
lange Allee, an der sich wunderschöne Villen aufreihen und
stellen noch einmal fest, wie gut uns die Stadt gefällt.
Auf
dem Weg nach Jerez de la Frontera geben wir es endgültig auf,
dem Navi eine Route ohne Autobahn abtrotzen zu wollen, das führt
irgendwie zwangsläufig immer wieder auf kleinste Straßen, bis
hin zu Feldwegen. Also nehmen wir für ein paar Kilometer die
Autobahn, bis wir die N4 wiederfinden und unser Navi davon
überzeugen können hier entlang zu fahren.
Überhaupt, die akkustische Variante des Google Maps Navis sorgt für
einige Lachsalven im kleinen Opel. In den Städten hat die Dame ihre
liebe Müh, die oft recht ausschweifend langen Straßennamen
aneinanderzureihen, ohne sich zu überschlagen. Noch putziger
sind ihre Interpretationen der Straßenbezeichnungen über Land.
Da wird aus der Staatsstraße CA-36 dann schon mal "circa minus
36", wir brauchen einige Zeit, um diese Rechnung aufzulösen. Und
verfahren uns vor lauter Heiterkeit.
Die Strecke selbst ist unspektakulär, meist landwirtschaftlich
geprägt und wieder mit ganz vielen Olivenbäumen, die sich in
riesigen Plantagen aufreihen.
Die Einfahrt nach Jerez de la Frontera ist einigermaßen
ernüchternd. Während Córdoba und Sevilla immer reiche Städte
waren und auch sind, markiert die 200.000 Einwohner Stadt hier
das andere Ende der Messlatte. Jerez de la Frontera ist eine der
am höchsten verschuldeten Kommunen Spaniens. Und das sieht man
sehr deutlich. Die Außenbezirke sind geprägt von Industrie- und
Gewerbekomplexen und alles sieht ziemlich abgerockt aus.
Erschwerend (für uns) kommt hinzu, dass wir an einer Art Festivalgelände vorbeikommen,
wo eine Riesenparty steigt, die dann gleich mal zu ein paar
Sraßensperren und daraus resultierenden Umleitungen führt. Was
die freundliche Stimme in unserem Navi dann wieder
zur Weißglut treibt, die Dame meint mal wieder wir ignorieren
sie (als ob wir das schon jemals getan hätten...).
Wir finden trotzdem den Weg in die Innenstadt, die um
einiges ansehnlicher wirkt, als die bisher gesehenen Viertel.
Wir haben als Ziel direkt eine Tiefgarage angegeben, da sich das
Hotel wieder in einer Fußgängerzone befindet. Und die finden wir
problemlos und tauchen ab. Da sich die Party bis in die
Innenstadt ausdehnt, ist das Parkhaus ziemlich voll, aber wir
finden eine Lücke und sind schon wenig später im Hotel, wo wir,
wie überall freundlichst begrüßt werden.
Dort
erfahren wir auch, das die Festivitäten die "Feria del Caballo de
Jerez 2025" sind, heute ist das große Finale. Simpel ausgedrückt
ist das der größte Pferdemarkt Andalusiens. Hier rund um Jerez
findet man einge der größten und berühmtesten Gestüte
Andalusiens, in denen die berühmten (Überraschung!!!) Andalusier
gezüchtet werden. Da sich das eigentliche Festivalgelände (wie
wir ja bereits wissen) ziemlich weit außerhalb befindet,
verzichten wir darauf dahin zu fahren. Sehr viel später sehen
wir, dass es Pendelbusse dahin gibt und ärgern uns dann doch
wieder, hatte uns die Dame im Hotel aber auch nicht gesagt, sie
sprach von 30min zu Fuß.
Hotel YIT Casa Grande, Jerez de la Frontera
Wir ziehen also in Richtung zentraler Platz und essen und
trinken erst mal was. Anschließend laufen wir bergan, das ist
bei 34°C im Schatten kein Spaß. Dabei sehen wir viele
geschlossene Geschäfte und einige Häuser in eher semi-guten
Zustand. An vielen, noch geöffneten Geschäften steht
"Liquidacion", was man wohl nicht zu übersetzen braucht.
Unser Ziel ist die Fabrik und Bodega "Tío Pepe",
ursprünglich ein Weingut hier in der Nähe, mittlerweile ein
großes Unternehmen, dass alle möglichen Getränke herstellt,
unter anderem einen bekannten Sherry. Nur leider sind hier alle
Türen zu, hat wohl mit dem Fest zu tun, irgendwie ist hier alles
geschlossen.
Nebenan ist die Kathedrale von Jerez de la
Frontera, da schauen wir rein, da ist es nicht so warm drin.
Highlight ist eine Art interaktive Führung durch die gesamte
Kathedrale mittels einer VR Brille, das ist dann doch wieder
total modern und abgefahren.
Wir lassen den Abend gemächlich ausklingen, morgen geht es
ja schon weiter. Wir beobachten das Volk in der Innenstadt, die
Spanierinnen und Spanier brezeln sich ja unglaublich auf, für
jeden noch so kleinen Anlass, da gibt`s richtig was zu sehen.
Ein wenig sind wir enttäuscht, nach all den Highlights der
letzten Tage, war hier doch wenig geboten. Andererseits hätte
man mit etwas mehr Recherche vielleicht von dem großen
Pferdemarkt wissen können, ich glaube, so uninteressant wäre das
gar nicht gewesen.
Sei`s drum, morgen geht`s ans Meer.
Das war hier übrigens mit Abstand der billigste Parkplatz (im
zentralen Parkhaus unter dem Hauptplatz) der gesamten Tour,
vielleicht auch ein Grund, warum die Stadt pleite ist?