Córdoba

19. - 21. Mai 2025



Wir reisen am nächsten Morgen, nachdem wir ausgeschlafen und wunderbar gefrühstückt haben, weiter. Zum nächsten höchst geschichtsträchtigen Ort.
Das Emirat von Córdoba (756 - 929) und anschließend das Kalifat von Córdoba (929 - 1031) waren umayyadische Herrschaftsgebiete die sich zu ihrer Hochzeit über etwa 3/4 der iberischen Halbinsel erstreckten und bis an die Tore Barcelonas reichten. Nach dem Zerfall des Kalifats berherrschten die Umayyaden noch Teile Andalusiens, bis zur endgültigen Vertreibung im Jahre 1236.

Wir bugsieren also unseren Kleinwagen wieder aus der Garage und anschließend aus den Gassen Granadas und begeben uns wieder auf die Reise. Zunächst wieder durch die Berge, aber nicht mehr ganz so spektakulär. Später dann eher gemütlich über Land.

Entlang der Sierra Subbética Entlang der Sierra Subbética Entlang der Sierra Subbética

Kurz vor unserem Ziel geraten wir mal richtig abseits der Straßen, wohl der Tatsache geschuldet, dass wir eine Route strikt ohne Autobahnen haben wollten. Wir korrigieren das dann aber und schlängeln uns im Anschluß wieder durch die Gassen der Stadt zu unserem Hotel. Einmal kommen wir an einer Schule vorbei, die gerade (gefühlt) tausende von Zwerge auf die Straße entlässt. Wir müssen höllisch Acht geben, keinen der uniformierten Stumpen als Kühlerfigur mitzunehmen. Dann stehen wir aber vorm Hotel, werfen den Autoschlüssel auf den Tresen und haben keine Sorgen mehr, der Wagen wird verräumt.

Soho Boutique Capuchinos & Spa, Córdoba

(wobei sich das "Capuchinos" auf das angrenzende Kapuziner-Kloster bezieht)

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Den Rest des Tages verbummeln wir nur so, wobei uns die Hitze hier schon ganz schön zu schaffen macht. 33°C und kein Winhauch sind in einer Stadt wie dieser tatsächlich kein Spaß.
Nichtsdestotrotz wandern wir zum Fluß Guadalquivir, was aus dem arabischen abgeleitet "Das große Tal" bedeutet. Er ist der längste Fluß Andalusiens und ist vom Atlantik bis nach Sevilla sogar für Hochseeschiffe befahrbar, bekommen wir später noch eindrücklich geschildert uns auch zu sehen.

Rio Guadalquivir Rio Guadalquivir Puente Romano über den Rio Guadalquivir Puente Romano mit der Mezquita im Hintergrund

Highlight ist natürlich die Puente Romano, die Römische Brücke (auch Puente Viejo; Alte Brücke). Sie hat mit ihren 16 Bögen einige Ähnlichkeit mit der Steinernen Brücke daheim, ist aber in ihrem Ursprung bedeutend älter. Sie wurde von den römischen Besatzern um 45 v.Chr. errichtet, im 10.Jahrhundert vom damals amtierenden maurischen Kalifen komplett saniert. Sie wurde auch in den darauffolgenden Jahrhunderten mehrfach umgebaut, weshalb unsere "Steinerne" sich die älteste erhaltene Steinbrücke nennen darf.

Puente Romano über den Rio Guadalquivir Puente Romano mit der Mezquita im Hintergrund Puente Romano Puente Romano mit der Mezquita im Hintergrund Auf der Puente Romano Auf der Puente Romano Überreste römischer Bebauung im Rio Guadalquivir Überreste römischer Bebauung im Rio Guadalquivir Mezquita-Catedral de Córdoba Mezquita-Catedral de Córdoba Torre de la Calahorra Der alte Mann auf der Brücke Torre de la Calahorra

Córdoba diente immer wieder als Kulisse für große Filme, die Puente Romano z.B. war Drehort für Game of Thrones. Am einen Ende der Brücke steht ein trutziger Wachturm, der Torre de la Calahorra, der den Eingang zur Altstadt bewachte, am anderen Ende befindet sich die Mezquita, die Kathedrale von Córdoba. Früher hieß das Bauwerk mal Große Moschee von Córdoba (spanisch Gran Mezquita de Córdoba). In vielen Beschreibungen wird das Bauwerk als Kathedralmoschee bezeichnet, eigentlich aberwitzig, aber mit der Geschichte des Bauwerks zu erklären.
Bereits in römischer Zeit stand hier ein Tempel, später wurde daraus eine frühchristliche Kathedrale. Mit der Eroberung Córdobas durch die Mauren wurden alle christlichen Bauwerke niedergerissen, lediglich die Kathedrale blieb in Teilen erhalten. 784 musste sie dann doch der Großen Moschee weichen, es wurden aber einige prunkvolle Teile innerhalb des neuen, nun muslimischen Gebetshauses wiederverwendet. Und interessanterweise wurde den Christen der Stadt weiterhin die Ausübung ihres Glaubens innerhalb der Moschee gestattet. Erbauer war Abd al-Rahman I., der erste umayyadische Emir von Córdoba. Seine Nachfolger gleichen Namens (zur Unterscheidung durchnummeriert mit II und III ) und weitere Herrscher Córdobas bauten das Gotteshaus sukzessive weiter aus, so dass es im 11. Jahrhundert zum zweitgrößten Bauwerk der islamischen Welt wurde, nach der Moschee von Mekka. Mittlerweile hat die Mezquita de Córdoba diesen Rang an die blaue Moschee in Istanbul abgeben müssen, die wurde aber erst 1616 fertiggestellt.
Nach der Rückeroberung Córdobas durch die Christen im Jahre 1236 wurde die Moschee zur Kirche geweiht, das Minarett bekam ein Kreuz obendrauf. Im Laufe der nächsten 250 Jahre wurden immer mehr Details verändert, bis 1523 der entscheidende Umbau stattfand, gegen den Widerstand von Stadtrat und Bevölkerung. Dabei wurden im Inneren etliche Säulen entfernt und ein gotisches Kirchenschiff errichtet. Spaniens König Karl V. soll sich bei einem Besuch im Jahre 1526 sehr ablehnend geäußert haben:
"Ihr erbaut, was es andernorts schon gibt, und habt dafür etwas zerstört, was einmalig in der Welt war“
Noch später wurde das Minarett durch einen Glockenturm ersetzt.

Gran Mezquita de Córdoba Glockenturm der Gran Mezquita de Córdoba Glockenturm der Gran Mezquita de Córdoba

Wir wandeln eine Weile durch den Innenhof, den Orangenhof (Patio de los Naranjos) und beschließen nach Tickets für den nächsten Tag zu fragen. Wie befürchtet ist alles auf Tage im Voraus ausverkauft. Nicht so via Internet, über einen Ticketseller erwerben wir Karten für den nächsten Nachmittag.
Wir wandern anschließend noch durch das Altstadtviertel, die Juderia. Córdoba ist berühmt für seine Innenhöfe, es finden hier alljährliche Wettberwerbe um den schönsten Patio statt.

Die Patio von Córdoba Die Patio von Córdoba Die Patio von Córdoba

Für das Abendessen suchen wir eine Weile nach einer Lokalität, finden dann eine, in der bis auf einen Tisch alles reserviert ist, die uns aber sehr zusagt. Wir stellen auch bald fest, warum: hier wird zum Essen eine Flamenco Show geboten. Das war nicht geplant, wird aber gerne angenommen.

Flamenco im Patio de la Judería Flamenco im Patio de la Judería Flamenco im Patio de la Judería

Den nächsten Morgen und Vormittag vertreiben wir uns zunächst in der Stadt, wandern ein wenig außerhalb der touristischen Viertel zu einer Markthalle, die rein aus Gastronomiebetrieben besteht, in der aber überhaupt noch nichts los ist. Anschließend zu einer weiteren, die wirklich noch ein reiner Marktbetrieb mit Fleisch-, Fisch- und Gemüsehändlern ist, hier haben aber fast die Hälfte der Stände geschlossen, dieses Geschäftsmodell ist wohl bald nicht mehr gefragt,

Jardines de la Victoria Abseits der Touristenpfade Abseits der Touristenpfade Plaza de la Corredera Templo Romano Abseits der Touristenpfade Abseits der Touristenpfade Abseits der Touristenpfade Abseits der Touristenpfade Abseits der Touristenpfade Berittene Staatsmacht Plaza de la Corredera Jardines de la Victoria Abseits der Touristenpfade

Nach einem kleinen Imbiss gehen wir zur Mezquita und reihen uns ein in die Schlange der Wartenden. Über die Geschichte des Bauwerks ist ausreichend erzählt, aber die schiere Größe der Halle (anders kann man das nicht bezeichnen) beeindruckt dann doch gewaltig. Ein prunkvolles Bauwerk ohne Zweifel, wenn auch ein grotesker Mix der Kulturen.

Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba

Und im Inneren dann die christliche Kirche, im schroffen Gegensatz zu den Säulen der Moschee.

Chorgestühl in der Gran Mezquita Chorgestühl in der Gran Mezquita Chor in der Gran Mezquita Vor dem Hochaltar Der Hochaltar in der Gran Mezquita

Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Besuch in der Gran Mezquita de Córdoba Patio de los Naranjos (Orangenhof)

Der Glockenturm der Gran Mezquita Schickes Gemäuer Der Glockenturm der Gran Mezquita

Wir kehren am Abend noch mal in den Fresstempel vom Vormittag zurück, und sehen auch so noch ein paar schöne Ecken der Stadt. Córdoba ist schön und besteht nicht nur aus den touristischen Vierteln. Es ist eine sehr alte Stadt, deren Geschichte bis in die Römerzeit zurück reicht.
Während der Zeit des Kalifats von Córdoba lebten etwa 110.000 Menschen in der Stadt, Córdoba war damit eine der größten Städte der Welt zur damaligen Zeit. Die Straßen waren gepflastert, nachts beleuchtet, es gab sogar fließendes Wasser und 1600 Hamams. Christen, Juden und Muslime lebten meistens friedlich zusammen. (Das "Massaker von Córdoba" mal ausgenommen, bei dem im Jahre 1066 tausende Juden umgebracht wurden.) Heute zählt die Stadt mehr als 300.000 Einwohner, mehr als 20.000 davon Studenten der Universidad de Córdoba.

Mercado Victoria Mercado Victoria Mercado Victoria Mercado Victoria

Mauern aus römischer Zeit Abendspaziergang Kleine Mauerbewohner überall Streetart Streetart Auch eine Art von Streetart Streetart Streetart Streetart Streetart Streetart Streetart Streetart Andalusische Mode Unzählige Kirchen gibt es hier

Und sogar des Nachts ist es schön (bunt) hier.

Plaza de las Tendillas Teatro Góngora Plaza de las Tendillas Sonnensegel in vielen Straßen Plaza de las Tendillas