Nach zwei wunderschönen Tagen verlassen wir Córdoba wieder,
weiter geht die Reise.
Der Wagen wird wieder vorgefahren, wir
finden mithilfe von unserem Navi problemlos raus aus Córdoba.
Heute ist`s zumeist ländlich, zunächst sehen wir linker Hand
noch eine Bergkette, die Sierra Morena und ein Hinweisschild
zur Madīnat az-zahrāʾ , den teilweise rekonstruierten Ruinen
einer alten Stadt, die im
10. Jahrhundert vom Kalifen von
Córdoba in Auftrag gegeben wurde, als Wohnsitz für die
umayyadischen Herrscher.
Wir hatten zuerst überlegt, dort nochmal Halt zu machen, lassen
den Gedanken dann aber fallen, wir haben erst mal genug alte
Mauern gesehen und brauchen einen Tag Pause davon.
Vor der
Bergkette sehen wir tausende von Olivenbäumen, die aber nach
einigen Kilometern von riesigen Plantagen von Orangenbäumen
abgelöst werden, hier kommt all der Valensina-Saft her. ;-)
Wir cruisen so auf den spanischen Landstraßen dahin, nur hin
und wieder von einem LKW bedrängt, die es hier alle besonders
eilig haben. Wenn du mit 105 km/h auf der Landstraße fährst,
wo 90 erlaubt sind und du das Renault Zeichen oder den Stuttgarter
Stern formatfüllend im Rückspiegel hast, dann fühlst du dich
nicht besonders wohl. Allgemein sind die
Geschwindigkeitsvorschriften hier wohl noch weniger bindend, als
daheim. Die werden wohl eher als gutgemeinte Vorschläge gesehen.
Kurz vor Sevilla müssen wir dann doch ein Stück auf die
Autobahn, weil die Alternative dazu wieder ein Feldweg wäre. Wir
kommen gut durch die Stadt und finden das Hotel sofort, mit
Parkplatz vor der Tür. Allerdings darf der Wagen da nicht
bleiben, ich muss ihn heute selber in die Garage fahren,
habe aber ortskundige Begleitung bei mir, der aber wohl keinen
Führerschein besitzt.
Hotel Adriano, Sevilla
Nach dem Check-in treffe ich mich mit Fernando, ein gemütlicher Riese,
der so gerade in den kleinen Opel passt. Er lotst mich durch Gassen,
wo du mit dem Moped langsam fahren würdest, es geht wirklich gerade
so aus. An einer Ecke meckert eine Autofahrerin lautstark und
blockiert uns, ist wohl ein Anwohnerbereich und ich wurde als
Touri identifiziert. Fernando verteilt ein Paar Vögel aus dem
Autofenster und gibt ihr wohl auch ein paar Namen, er hat halt
auch eine gewisse respekteinflößende Größe. Sie fährt dann weiter und ich blocke
das darauffolgende Taxi, dessen Fahrer nachgibt, da wir ansonsten
alle nicht weiter kommen würden. Noch um drei Ecken und dann rein
in die Garage. Mit dem Aufzug zwei Stockwerke nach oben und dann
lotst mich Fernando in eine Parklücke, in die mein kleines Auto
mit einem saugenden Geräusch eintaucht. Erledigt!
Wir steuern zunächst
in Richtung Altstadt, an deren Rand
unser Hotel liegt. Stellen aber bald fest, dass es zu heiß ist
für Sightseeing und tun es den Spaniern gleich und halten
Siesta. Erst abends ist es wieder einigermassen erträglich in
den Gassen der Altstadt.
Am nächsten Morgen ist nix mit lange schlafen, wir haben
eine Verabredung. Und zwar mit Raquel, einer Deutschen,
die seit mehr als 30 Jahren hier, etwas außerhalb von Sevilla
auf dem Land lebt.
Sie führt uns ein wenig durch die Stadt und erzählt uns
über die Plätze, die wir sehen. Sie macht das wunderbar locker
und hat unglaublich viel Wissen.
Nicht nur geschichtliches Wissen, sie weiß auch über nahezu
jeden Baum und Strauch, wie er heißt, wo er herkommt. Man
erwartet direkt, dass sie die Vornamen der Bäume nennt.
Zuerst besuchen wir den Real Alcázar de Sevilla, den Königspalast,
der nach maurischen Stil aufgebaut ist. Ist aber Fake, der wurde
erst nach der Vertreibung der Mauren errichtet. Die spanischen
Könige fanden wohl aber den Baustil recht schön (ich auch) und
die Handwerker waren ja noch greifbar. Viele Gebäude hier in
Andalusien sind an diesen Baustil angelehnt, bis heute.
Wir wandern
dann durch die königlichen Gärten und danach durch das jüdische Viertel Santa Cruz oder auch Juderia,
wir erfahren dabei eine Menge über die Stadt und die Leute.
Zuletzt besuchen wir dann die Kathedrale und besteigen den
Giralda Glockenturm. Die Tickets sind inklusive in unserer Tour,
die wären so auch nicht leicht zu bekommen, alle
Sehenswürdigkeiten hier sind auf Wochen vorher ausgebucht.
Außerdem müssen wir nirgendwo anstehen, wir gehen einfach vor,
es hat schon gewisse Vorteile, mit einem Guide unterwegs zu
sein. Auch in der Kathedrale erfahren wir wieder alles mögliche,
manchmal fast zu viel, um es alles aufzunehmen und zu behalten.
Unter anderem, dass die Kathedrale eine der größten der Welt ist
und der hölzerne Hochaltar mit seinen 27 Metern Höhe ebenfalls
rekordverdächtig ist. Er besteht aus irgendwas um die 40
einzelnen Bildern, die alle biblische Geschichten erzählen, wir
bekommen ein paar davon zu hören.
Hier in der Kathedrale sind auch die Überreste von Christoph
Kolumbus aufgebahrt. Überreste deshalb, weil der Leichnam des
großen Seefahrers mehrfach umgebettet wurde, von Sevilla, wo er
ursprünglich beigesetzt wurde nach Santo Domingo (war angeblich
sein Wunsch). Nachdem dort die Franzosen Einzug hielten, wurden
die Gebeine nach Havanna überführt, 1898 aber erneut exhumiert
und zurück nach Sevilla gebracht. Hier liegen wohl etwa 120
Gramm Knochen begraben, die aber mittels DNA Abgleich mit den
Gebeinen seines Bruders Fernando Kolumbus eindeutig zugeordnet
werden konnten.
Wir verabschieden uns hier in der
Kathedrale von Raquel, das war wirklich informativ, interessant
und vor allem kurzweilig, was sie uns hier angeboten hat, vielen
Dank dafür.
Wir besteigen noch den berühmten Glockenturm,
die Giralda. Es handelt sich dabei um das Minarett der
Hauptmoschee von Sevilla. Sie ist das einzige verbliebene Teil,
der Rest der Moschee wurde niedergerissen um für den Bau der
Kathedrale Platz zu schaffen. Funfact: der Aufgang führt nicht
über Treppen, sondern über eine Rampe, da die Muezzine mehrmals
täglich in die 70 Meter hohe Galerie hinauf mussten, um den
islamischen Gebetsruf auszusenden. Da es sich bei den Muezzinen
ja um betagtere Herren handelte, gingen sie nicht zu Fuß,
sondern ritten auf eiem Maultier nach oben. Deshalb keine
Treppe. Von oben hat man einen fantastischen Ausblick auf die
Stadt, leider vergittert.
Was beim Laufen durch die Stadt immer wieder auffällt sind
die Jacaranda Bäume, die hier in voller Blüte stehen. Aufgrund
der Tatsache, dass die Bäume alle Blätter verlieren, bevor die
Blüte beginnt, leuchten sie fliederfarben. Auch etwas, dass uns
Raquel erzählt hatte.
Wir begeben uns anschließend wieder zur Siesta, um am Abend
dann den Fluß zu überqueren. Es handelt sich hierbei wieder um
einen Arm des Guadalquivir, der hier in Sevilla aber auch mal
Betis heißt. Sevilla war der Hafen, in dem die Schiffe aus der
neuen Welt vor Anker gingen, da man die Schätze aufgrund der
Lage weit im Innern des Landes hier für sicherer hielt. Auch
heute noch fahren große Kreuzfahrtschiffe den Fluß aufwärts und
gehen in Sevilla vor Anker.
Hier liegt ein Nachbau der Victoria,
eines von fünf Schiffen der Armada von Ferdinand Magellan, der 1519
in See stach, um einen westlichen Seeweg zu den Molukken zu finden.
Als einziges Schiff der Armada kehrte die Victoria 1522
zurück und vollbrachte so die erste historisch belegte Erdumrundung.
Wir erkunden also das Barrio de Triana, ein Viertel, das
bekannt ist für seine vielen Lokale und Bars.
Unser letzter Tag in Sevilla verläuft ruhiger, wir wandern
am Vormittag zuerst noch einmal durch das Barrio de Triana, dann durch den Parque de Maria Luisa zum Plaza de España.
Eigentlich ein halbkreisförmiges gebäude, das 1929 zur
Iberoamerikanische Ausstellung (Exposición Iberoamericana
de Sevilla) errichtet wurde.
Wir erkunden noch das Indische Archiv.
Sevilla war der Hafen der Schiffe, die aus der neuen Welt kamen,
auch oder gerade weil er nur über eine lange Flusspassage zu
erreichen war. Und hier im Archiv wurden alle Verträge und Papiere
dazu aufbewahrt. Und warum „indisch“? Weil Christoph Columbus
ja glaubte, Indien entdeckt zu haben. Man nannte die Karibikinseln
ja auch noch jahrhundertelang die „westindischen Inseln“.
Wir halten auch an diesem Tag Siesta, denn abends steht noch ein besonderer
Punkt auf dem Programm. Direkt gegenüber vom Hotel befindet sich die
Plaza de Toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla,
die Stierkampfarena. In jeder Taberna hier schauen einem die
Verlierer der Kämpfe missmutig auf die Teller.
Wir sind hier im Lande der Toreros, entsprechend wollen wir
uns wenigstens mal die Arena anschauen. Sie soll eine der
ältesten und gleichzeitig die größte Arena Spaniens sein. Leider
findet gerade in der Zeit, in der wir hier sind keine
veranstaltung statt, ich glaub, wir hätten uns mal ein solches
Event angeschaut.
Fazit nach drei Tagen: Sevilla ist eine echt schöne Stadt,
wir sind uns einig, dass wir hierher bestimmt nochmal
zurückkehren. Es gibt richtig schöne Ecken, auch außerhalb des
Touristenstroms.