Nach einer wunderbaren Nacht und einem wirklich gutem Frühstück,
checken wir aus (unser Auto wird wieder vom Hotelmitarbeiter
(wahrscheinlich Harry) vorgefahren) und begeben uns auf die Reise zu unserem nächsten
Ziel: Granada.
Bekannt ist Granada vor allem durch die Alhambra, eine
riesige Festungsanlage aus der Zeit der maurischen Besetzung
großer Teile Spaniens. Nachdem in der Frühzeit die Herrschaft
über Andalusien mehrfach zwischen römischen und
nordafrikanischen Herren wechselte, eroberten die Mauren 711
n.Chr. den Südteil der iberischen Halbinsel und etablierten in
der Folge das Kalifat Córdoba. Nach dessen Zerfall übernahm 1236
der Stamm der Nasriden diesen Teil von Al-Andalus. Der Nasridenherrscher
Ibn Al-Ahmar hatte sich in diesem Konflikt auf die Seite der christlichen
Eroberer geschlagen und dürfte sich der Bevölkerung Granadas als Garant
für Frieden empfohlen haben (Quelle: Wikipedia). In diesen Zeitraum fällt dann auch
der Ausbau der Alhambra auf den Resten älterer, bereits
bestehender Bauwerke. Die Nasriden beherschten Granada bis zur
christlichen Rückerboberung ganz Spaniens im Jahre 1492.
Wir verlassen also Málaga wieder auf den Pfaden, die uns die
Dame von Google Maps empfiehlt. Wir haben in unserem Büchlein
eine Streckenempfehlung entlang kleiner Straßen, ohne
Autobahnen, der wollen wir folgen. Allerdings schickt uns das
Navi, trotz anderslautender Einstellung auf die Autobahn, die
wir wenige Kilometer nach dem Ortsausgang von Málaga, unter wütendem
Protestgeschrei der Google-Maps-Stimme wieder verlassen. So
cruisen wir etwa 50km entlang der Küste bis Torre del Mar und
biegen dann scharf links ab um den kleinen Opel die Berge
erklimmen zu lassen. Wir fahren hier über die Ausläufer der
Sierra Nevada.
Wir halten mehrere Male und bestaunen die Landschaft, mit
schneebedeckten Bergen hätten wir hier irgendwie nicht
gerechnet, aber die Sierra Nevada hat fast 3.500 Meter hohe Gipfel zu
bieten (Mulhacén, 3482 m). Wir durchqueren eine Hochebene, die
anscheinend sehr fruchtbar ist. Hier ist jeder Quadratmeter mit
Gemüse oder Getreide bedeckt. Und eine, die anscheinend
vollkommen unfruchtbare Erde aufweist, hier stehen Millionen von
Photovoltaikmodulen.
Wir erreichen Granada nach fast 5 stündiger Fahrt, der Weg
zum Hotel ist gleich gefunden. Es befindet sich auch heute in
einem verkehrsberuhigtem Bereich, sogar eine Schranke gibt`s
hier an der Einfahrt zum Viertel. Die ist allerdings oben, also
fahr ich einfach mal rein und finde direkt neben dem Hotel eine
Garageneinfahrt, vor die ich mich hinstelle. Es wäre ansonsten
auch absolut keine Möglichkeit, das Auto abzustellen. Lucky me,
ich bekomme im Hotel einen Schlüssel zur Garage und einen
Parkplatz zugewiesen.
Unser Hotel befindet sich im ältesten
Viertel Granadas, dem Albaicín, das noch auf die maurische
Besetzung zurück geht. Das Hotel war Teil eines danebenliegenden
Convents, das immer noch in Betrieb ist. Die Großeltern der
heutigen Besitzer haben das Haus komplett neu, aber sehr
originalgetreu hier aufgebaut.
Hotel Santa Isabel la Real, Granada
Wir verlaufen uns noch ein bisschen in den Gassen von
Albaicín und stellen erstaunt fest, dass hier fast alle
Geschäfte und Tavernen um 4:00 Uhr nachmittags schließen. Die
spanische Siesta findet hier etwas verspätet statt, aufgrund der
geographischen Lage sind die heißesten Stunden hier erst
zwischen 6 und 7 Uhr am Abend. Zwischen 7 und 8 Uhr öffnen die
Tavernen und Restaurants dann wieder, der Spanier geht auch vor
9:00 Uhr abends nicht zum Essen.
Hier im Viertel scheint es auch eine illustre Hippie-Kommune
zu geben, jedenfalls geraten wir zufällig in eine Art
Zirkusaufführung
.
Wir suchen uns für`s Dinner ein Restaurant mit einem
traumhaften Blick auf unser morgiges Ziel, die Alhambra. Mit
Abendrot und schneebedeckten Bergen im Hintergrund.
Am nächsten Morgen schlafen wir nicht zu lange, lassen uns
aber natürlich Zeit für`s Frühstück. Direkt vor der Haustür ist
eine Bushaltestelle, hier fahren Kleinbusse, was anderes würde
durch die engen Gassen nicht durchpassen. Eigentlich würden
unsere Tickets die Busfahrt beinhalten, wir hätten aber vorab zu
einem Touristikbüro gehen müssen und die Bustickets dort
einlösen müssen, sagt einem aber keiner, also zahlen wir für den
Bus. Wir fahren einmal durch den ganzen Ort und letztlich den
Felsen hoch, auf dem die Alhambra rumsteht. Der von den Mauren
erbaute Komplex schließt die Alcazaba (die Festung) , die
Nasridenpaläste und eine auf einem gegenüberliegendem Fels
liegende Sommerresidenz, die Generalife ein. Da es nahezu
unmöglich ist, Tagestickets zu erwerben, haben wir unsere Tour
schon lange im voraus gebucht, die Tickets hatten wir beim
Check-in im Hotel bekommen.
Nachdem man sich mittels Ausweis
ausreichend vorgestellt hat und alle Taschen von innen nach
außen gekehrt hat, darf man durch die Stahlgitterdrehtür ins
Heiligtum eintreten. Wir schlendern erst eine weile durch die
Gärten und erkunden dann die Alcazaba, für die Nasridenpaläste
bekommt man einen festen Zeitslot und der ist für uns erst am
Nachmittag.
Und natürlich genießen wir die Ausblicke, sowohl auf die
Stadt, als auch auf die Sierra Nevada.
Es gibt hier in diesem weitläufigem Bauwerk mehrere
Imbißbuden, ein Hotel und ein recht nobles Restaurant, in das
wir uns für einen kleinen Snack am Mittag verziehen.
Dann
sind wir an der Reihe, die Hütten der Herren zu bestaunen, die
einst das Emirat von Granada beherrschten. Aber auch die
katholischen Majestäten Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón
bauten die Paläste weiter aus, nachdem sie die muslimischen Herrscher (und die jüdische
Bevölkerung gleich mit) über das Mittelmeer davongejagt hatten.
Vor allem aber König Karl I. (als Karl V. zugleich Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches) erweiterte die Alhambra nochmals im
16. Jahrhundert, als er plante Granada zum Regierungssitz des
spanischen Königreichs zu machen. Alle bedienten sich dabei des
maurischen Baustils, etwas, das wir auch auf späteren Stationen
noch häufig sehen sollten. Die großen Pläne wurden dann
irgendwann zu den Akten gelegt, was blieb waren die prunkvollen
Hütten, die zwar später recht verfallen sollten, aber man besann
sich Anfang des 20. Jahrhunderts wieder und begann die
Restaurierung. Seit 1984 gilt die Alhambra als Weltkulturerbe
und kann deshalb in all ihrer Pracht von uns bestaunt werden.
Nachdem wir fast 6 Stunden die Burg erkundet haben, sind wir
dann doch erschöpft und gehen zu Fuß in Richtung Stadt. Der Weg
führt in einer tiefen Schlucht zwischen den beiden Felsen steil
bergab, ich werde meine Wadeln noch tagelang spüren.
Wir verbringen dann den Rest des Nachmittags im eigentlichen
Ortskern, der uns auch recht gut gefällt.