Wir waren nun schon mehrfach in Barcelona und dabei kam uns
der Gedanke, noch etwa weiter südwestlich zu reisen, entlang der
Küste bis nach Andalusien. Bei näherer Recherche wurde aber
schnell klar, dass die interessantesten Ziele wohl alle in
Andalusien, also an der Südspitze der iberischen Halbinsel zu
finden sind.
Wir starten also unsere kleine Rundreise in Málaga,
fahren über Granada und Córdoba nach Sevilla. Weiter über Jerez
de la Frontera bis an die Atlantikküste nach Cádiz. Dann wieder
zurück über Ronda an die Mittelmeerküste nach Torremolinos, wo
wir unsere Reise abschließen werden.
Wir holen uns für die Organisation des Ganzen wieder
Unterstützung von einer Agentur, die solche Individualreisen
speziell anbietet, die Erfahrungen der letzten Jahre sind gut
und sollten sie auch diesmal wieder werden. Vorab bekommen wir
einen Reiseführer speziell auf unsere Tour zugeschnitten, mit
Hinweisen zu Reiserouten und Parkmöglichkeiten in den einzelnen
Städten.
Es geht also wieder von Munich Airport los, ganz
bequem, alles schon längst Routine für uns.
Aber ab hier wird´s anders als gewohnt. Wir unternehmen
unsere Reise nämlich diesmal nicht, wie sonst so oft mit
öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern wir mieten uns ein Auto.
Zunächst hatten wir geglaubt, wir bekommen den Kleinwagen direkt
am Flughafen, wir werden aber von einem jungen Mädel abgeholt,
die uns in einen Kleinbus verfrachtet und (gefühlt) einmal um
den Málaga Airport rumfährt. Wir landen in einer Art
Gewerbegebiet, in dem etliche Autovermieter ansässig sind, keine
der Garagen sieht klein aus, hier scheint einiges zu gehen.
Die Bürokratie ist schnell und problemlos erledigt, die
Anmietung erfolgte über die Reiseagentur unter Vermittlung einer
Münchner Autovermietung. Ich hatte mich dort via Internet schon
registriert, so dass alle notwendigen Daten bereits bekannt und
verifiziert sind. Ich muss noch den vollen Tank bezahlen,
bekommt man je nach Füllstand am Ende der Reise zurück, ist
also eine Art Deposit. Es gibt keine Übergabe, man drückt mir
einfach den Schlüssel in die Hand und schickt mich in eine
Garage. (Den Vertrag bekomme ich per Email zugeschickt.) Wir
gehen also in eine Art Parkhaus, in der ca. 50 Autos stehen und
suchen mal nach einem schwarzen Opel Corsa, zu dem der Schlüssel
passt. Ich war zunächst ein
wenig erstaunt über die Auswahl des Fahrzeugs, hatte ich doch
"Mittelklasse" erbeten. Aber der vermeintliche Kleinwagen
entpuppt sich gar nicht als so klein. Ich kriege beide Koffer
und beide Rücksäcke in den Kofferraum und für uns beide reicht
der Platz im Wagen allemal. Der Zustand des Wagens ist so
"mittelneu", er hat doch schon einige Schrammen (nichts
Gröberes, aber sichtbar). Da der Vertrag aber mit Vollkasko ohne
Selbstbeteiligung läuft, beschließe ich, dass es mir erst mal
wurscht ist. (Tatsächlich wird es auch am Ender der Reise
keinerlei Abnahme geben. Alles, was geprüft wird ist ist der
Stand der Tankanzeige.)
Wir ziehen also los, Richtung
Málaga Innenstadt, es ist Freitag Mittag und fast kein
Verkehr... Scherz. Natürlich ist die Hölle los auf den Straßen.
Das Auto hat kein Navi, trotz mehrmaliger Nachfrage wurde uns
davon abgeraten, eines zu buchen. Das wäre unverhältnismässig
teuer und die Navis wären hoffnungslos veraltet. Also Google
Maps, so war auch die Empfehlung der Agentur. Das klappt auch
soweit ganz gut, nur überschlägt sich das Mädel im Handy beim
Ansagen der Straßennamen, die sind nämlich im Spanien schon mal
etwas länger, entsprechend geraten ihre Ansagen durchaus mal
durcheinander. Wir finden aber problemlos bis in die Innenstadt,
meistern auch die ersten großen Kreisverkehre, die hier durchaus
ihre Tücken haben und scheitern dann aber daran, dass uns das
Navi in die Fußgängerzone schicken will. Dort steht ein
Schildchen, dass explizit darauf hinweist, dass die Einfahrt
videoüberwacht wird. Und konservativ, wie ich nun mal bin, hänge
ich an Sachen, die ein Haufen Geld kosten. Wie so`n Führerschein
zum Beispiel. Nachdem wir also eine Ehrenrunde gedreht haben und
keine andere Möglichkeit gefunden haben in die Nähe des Hotels
zu kommen, fahren wir also trotzdem da rein. Die Straßen sind
eng, es gibt keinerlei Möglichkeit zu halten oder gar zu parken. Wir sehen zwar das
Hotel, ich kann aber nicht halten, da hinter mir etliche Taxis
bereits ungeduldig hupen, denen gefällt das nicht, dass ich
langsam um all die Fußgänger in der Fußgängerzone herumfahre.
Taxifahrer in Spanien sind vom selben Stamm, wie in Germanien,
ungeduldig und allwissend... Gegenüber des Hotels ist ein kleiner Platz, aber dort steht ein
Sprinter von einer dieser unzähligen spanischen
Polizeiorganisationen, außen rum ein halbes Dutzend schwarz
gekleideter, vermummter Gestalten mit MPi in der Hand. Da trau
ich mich jetzt nicht, mich daneben zu stellen.
Wir drehen
also eine weitere Runde, ohne irgend eine Parkmöglichkeit zu
finden, auch alle Parkhäuser, die wir sehen sind besetzt. Bei
der nächsten Vorbeifahrt am Hotel mag ich dann nicht mehr, die
Para-Militärs sind auch weg, ich lass das Auto jetzt einfach auf
der Plaza stehen. Wir gehen ins Hotel, sofort geht einer der
Mitarbeiter mit mir zum Auto, befreit unser Gepäck aus den
Untiefen des Kofferraums des Opel Corsa und mich vom
Autoschlüssel. Düst weg mit dem Auto und schon ist alles
erledigt. (Ich recherchiere später mal und frage auch in einem
der Hotels nach: es ist eine Grauzone in die gesperrten Areale
der Innenstädte einzufahren. Auch wenn man die Buchung in einem
Hotel in der Fußgängerzone nachweisen kann, ist es nicht
unbedingt erlaubt, da reinzufahren und dem "goodwill" desjenigen
vorbehalten, der einen da gerade anhält.)
Wir beziehen unser
Zimmer im 5. Stock des Hotels und machen uns mal frisch und
schauen aus dem Fenster:
Hotel Molina Lario Málaga
Für den Rest des Tages ist nichts mehr geplant. Wir
verbringen diese Nacht auch nur hier, weil wir nicht am ersten Tag
bereits eine längere Autofahrt haben wollten. Erstens wussten
wir zum Zeitpunkt der Planung nicht, wann unser Flug hier
ankommen würde und zweitens haben wir nicht vor, immer den
kürzesten Weg zu nehmen. Wir wollen etwas sehen vom Land.
So
erkunden wir zunächst mal den Hafen und den angrenzenden Strand.
Später am Tage ziehen wir noch in die Innenstadt, zum essen
und sitzen und trinken und schauen. Was uns auffällt, obwohl
hier richtig was los ist und die Touristen sich ganz schön
durchwälzen, ist die Stadt erstaunlich sauber. Erstaunlich vor allem,
wenn man den Vergleich zu deutschen Großstädten zieht.
Es
sind übrigens nicht nur ausländische Touris hier unterwegs,
diese Junggesellenabschlussparties und Mädels- oder Burschen-
Besäufnis Reisen scheinen hier ganz hoch im Kurs zu stehen.