Bootstour
über den Bosporus und das Goldene Horn
Bereits am Sonntag morgen sind die Straßen und Plätze in Sultanahmet, das Viertel in dem wir unser Hotel bezogen haben, brechend voll. Mir kommt es sogar
noch voller vor als gestern. Vor der Hagia Sophia steht eine kilometerlange Schlange, gar nicht daran zu denken, da rein zu gehen. Also beschließen wir
Richtung Bootsanleger an der Galatabrücke zu schlendern und mal zu schauen, ob wir eine der Bootstouren nehmen könnten, die dort offeriert werden. Wir
fahren nämlich gerne Schiffchen.
Bereits auf dem Weg dahin entdecken wir in der Stadt einen Touri-Point, der Bus und Bootstouren anbietet, eine der Touren gefällt uns spontan, also verhandeln
wir kurz mit dem Burschi und buchen die Tour, da auch der Preis recht übersichtlich erscheint. Allerdings erfahren wir, dass der Treffpunkt nicht an der
Galatabrücke, sonder vor der Hagia Spohia ist, von dort würde man dann mit einen Guide zum Bootsanleger in Sultanahmet gehen. Soll uns auch recht sein.
Wir haben noch ein wenig Zeit bis zum vereinbarten Treffpunkt, deshalb schlender wir noch ein wenig durch den Gülhane Park, der den Topkapi Palast umschließt.
Es ist schön hier, die Blumenrabatten sind sehr aufwendig angelegt und sehr gut gepflegt.
Als es zwölf Uhr wird, begeben wir uns zu unserem Treffpunkt, wir finden aber zunächst keinen Stand oder einen Guide oder sowas, es ist auch brechend voll hier.
Irgendwann entdecken wir in der Nähe eines Zeitungskioskes ein oder zwei Typen, die alle möglichen Tickets verscherbeln wollen, als wir ihnen unser Ticket
zeigen, bedeuten sie uns noch ein paar Minuten zu warten, es würde gleich losgehen. Irgendwann hebt ein Typ ein Schild hoch, auf dem was von Bootstour steht und
setzt sich in Bewegung. Sofort folgen ihm gefühlt 10.000 Leute. Ein paar Meter weiter bleibt erstehen, telefoniert, schreit ein bisschen rum, ich versteh nix.
Daraufhin setzt er sich wieder in Bewegung, diesmal in die entgegengesetzte Richtung und wieder alle hinterher. Das Spiel geht noch zwei, drei mal so, aber
irgendwann übernimmt ein Typ mit einem türkischen Fähnchen die Führung und läuft los, durch die engen Gassen von Sultanahmet. Hinter ihm trottet eine Herde von
mehreren hundert Leuten, der Pulk bringt den eh schon extrem chaotischen Verkehr vollständig zum erliegen. Am Ausgang des Altstadtviertels muss eine Schnellstrasse
zum Bootanleger überquert werden, es gibt zwar eine Ampel, aber ein paar Typen sperren die Straße einfach komplett ab, damit die Herde ungehindert weitertrampeln
kann. Am Bootsanleger angekommen, geht das Arbeiten mit den Ellenbogen erst richtig los, einfach herrlich. Russen und Chinesen sind die durchsetzungsfähigsten,
das steht mal fest. Wir sehen, dass das erste Boot schon ziemlich voll ist und lassen uns ein bisschen zurückfallen und sind dadurch mit die ersten auf dem
zweiten Boot und ergattern so einen Top-Platz. Offiziell heißt es zwar, das dort die Erklärungen nur auf russisch und arabisch wären, englisch nur am ersten
Boot. Aber das ist uns egal, ist dann auch nicht so, es wird auch auf unserem Boot immer mal wieder was auf englisch erzählt. Wir starten also an der Küste
des Marmarameeres und fahren das Goldene Horn hinauf. Unter der Galata- und der Metrobrücke (tatsächlich nur für die U-Bahn mit einer nebenliegenden Fußgämgerbrücke)
hindurch sehen wir die Neue und die Süleymanyie Moschee von Wasser aus, Die beiden Bauwerke beherrschen das Stadtbild auf dieser Seite völlig.
Auf der anderen Seite der Stadtteil Galata, mit dem großen Galataturm. Das ist die Neustadt, ein quirliges Einkaufs- und Wirtschaftsviertel. Unter der Atatürk
Brücke kommt unser Boot dann nicht mehr hindurch, wir drehen um und fahren zurück. Am Ausgang des Goldenen Horns biegen wir ein in den Bosporus, der ca. 30km
langen Verbindung vom Schwarzen zum Mittelmeer (zuerst über das Marmarameer in die Ägäis). Wir fahren etliche Kilometer den Bosporus hinauf, auf der europäischen
Seite vorbei am Dolmabahce Palast den Stadtteilen Besiktas und Örtakay. An der Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke drehen wir und fahren an der asiatischen Küste. Zum
Abschluss unserer Tour kommen wir am Leander- oder Mädchenturm (so der türkische
Name) vorbei, einem Wahrzeichen von Istanbul, um das sich
eine wilde Legende rankt.
Nach 2 1/2 Stunden Bootstour landen wir wieder in Sultanahmet und haben erst
mal Durst. Wir wollen etwas in die Innenstadt gehen, allerdings ist das gar nicht so einfach, die Menschenmassen schieben sich nur zäh durch die Straßen. Clever,
wie wir sind gedenken wir den Weg durch den Gülhane Park abzukürzen und dort trifft uns fast der Schlag. War es heute morgen noch angenehm zum Lustwandeln,
sieht man jetzt von Wiesen und Blumenrabbaten gar nichts mehr vor lauter Menschen. Größtenteils Einheimischen gehen, stehen, sitzen oder liegen hier zu
Tausenden,
das scheint ein beliebtes Ausflugsziel am Sonntag Nachmittag zu sein.
Wir erreichen irgendwann eine nette Bar und gönnen uns ein Bierchen, ehe wir am Abend in einem Restaurant speisen, in dem ich mich meiner Schuhe entledigen und
am Boden sitzen muss. Sehr strange.
