Von einer UNESCO Weltkulturerbestadt in die nächste. Was für ein Programm auf unserer Tour. Nachdem wir Lübeck und Travemünde 2 Tage
lang erkundet haben, geht es heute wieder auf die Reise, nach Wismar. Das wären insgesamt etwa 80 Kilometer, allerdings schummeln wir
ein bisschen und lassen den Radweg Lübeck – Travemünde mal eben aus, niemand mag neben einer Autobahn einherradeln. Also fahren wir
mit dem Zug nach Travemünde und sind wenige Minuten nach Ankunft schon an der Fähre, die uns nach Priwall bringt.
Die Halbinsel Priwall war früher schon Gebiet der DDR, die Zonengrenze verlief in der Trave. Entsprechend befinden wir uns also jetzt in
Mecklenburg-Vorpommern. Direkt an der Fähre ist der Radl-Weg ausgeschildert, das geht doch prima los…ungefähr 500 Meter. Dann stehen
wir vor einer Baustelle, an der nix weiter geht. Also ein paar Meter wieder zurück, mal links in den Wald gebogen und nach ein
bisschen hin und her haben wir den Radweg wieder gefunden.
Jetzt ist der Radweg, wie wir uns das vorstellen, es geht ganz nah am
Wasser durch die Dünen. Allerdings haben die Dünen hier einen ganz anderen Charakter, als letztes Jahr in Holland. Hier sind die sehr
dicht bewachsen mit Bäumen und Büschen, manchmal fühlt man sich wie in einem Tunnel, als wäre der Radweg wie ein Tunnel hier reingehauen
worden. Der Fahrbahnbelag ist sehr unterschiedlich, mal Asphalt, mal Pflaster, auch mal so Mosaiksteine und auch mal Schotter oder
Waldweg, im Wesentlichen aber gut zu befahren. Was uns echt erstaunt, ist das Auf und Ab des Weges. Es geht immer wieder mal zwar kurz
aber richtig stramm bergauf. Natürlich geht es auch bergab, aber die Strecke ist kurvig und in den Waldstücken schon auch mal nass,
so dass es oft nicht leicht fällt, den Schwung von den Bergab- in die Bergaufpassagen mitzunehmen. Außerdem brennt heute der Stern von
einem strahlend blauen Himmel auf uns herab, es geht kaum Wind, aber wenn, bläst uns das Lüftchen von vorn an. So werden die Kilometer
immer beschwerlicher und wir machen die ein oder andere Verschnaufpause. Das kombinieren wir mit “auf`s Wasser gucken”, mit unserer
Abfahrt hatte nämlich auch das russische Segelschulschiff “MIR” abgelegt und wir würden das Schiffchen gerne mal unter vollen Segeln
sehen. Zunächst sehen wir die “MIR” noch eine Weile entlang der Küste segeln, aber nicht unter voller Takelage. Irgendwann verlieren
wir sie dann aus den Augen, schade.
Nachdem wir etwa 30 Kilometer strenges Gelände hinter uns haben, erreichen wir das Ostseebad
Boltenhagen, hier wird Fischbrötchenpause gemacht. Boltenhagen ist ein schönes sehr gepflegtes Örtchen, früher war das das
Urlaubsdomizil für ausgesuchte Partei-Meister der DDR, heute ist es die Badewanne der Gutbetuchten und derer, die sich dafür halten.
Aber auch für den Durchschnitts-Ostsee-Urlauber gibt es mittlerweile Angebote, wie wir festgestellt haben.
Hinter Boltenhagen
steigt der Weg wieder steil an und wird enger. Als wir dann fast oben sind, wird aus dem Asphaltweg ein Feldweg, wobei man den Teil
–weg getrost streichen kann. Tiefe Furchen und Löcher, sandige Abschnitte, alles in Allem kein Zuckerschlecken mit schwer bepackten
Tourenrädern. Aber auch das war dann irgendwann vorbei und ab da ging es wieder abwärts und eine Weile am Strand einer lang gezogenen
Bucht entlang. Irgendwann haben wir dann mal wieder einen Abzweig verpasst, sind stramm den Berg rauf geradelt, oben umgedreht und
wieder runter gerollert. (Wir betrachten das jetzt einfach mal als Trainingseinheit.) Nach einigem weiteren Auf und Ab sind wir in
Wismar angekommen und sind direkt zum Hotel geradelt. Und weil heute Samstag ist, gönnen wir uns eine Nacht im Steigenberger, das
Zimmer ist schön, nur vor dem Fenster führt mal wieder eine Straße vorbei, nett gepflastert, damit man auch jedes Auto deutlich hört.
Wie gehen noch eine Runde durch die schöne Altstadt und speisen anschließend im Restaurant “Alter Schwede”. Dort hängen Unmengen Fotos
von irgendwelchen schwedischen Adligen von heute, gestern und was-weiß-ich-wann. Anscheinend haben die da auch schon mal gespeist.
Passiert mir auch nicht so oft, dass mir Carl-Gustav auf den Teller schaut. Ich schwitze auch gehörig, das hat aber nix mit dem Kini
von Schweden zu tun, sondern weil es in dem Lokal Temperaturen wie in einem Backofen hat. Die backen ihr Brot hier bestimmt, indem
sie es einfach auf den Tisch stellen… Das Futter war aber prima, kann man den schwedischen Adligen nur weiterempfehlen.