Sonntag, 22.06. 06:00 Uhr. Regen. Waagerecht. Es hat sich also nichts geändert, die Aussichten sind so berauschend, wie das Gekicke von gestern Abend.
Es bleibt wolkig mit Aussichten auf Wind. Viel Wind und das ist mein Problem. Fahrradfahren ist unser liebstes Hobby, aber bei Gegenwind Stärke 6 oder mehr bleibt
nach 30, 40 Kilometern außer schmerzenden Knochen und einer Menge Frust nicht mehr viel übrig. Deshalb habe ich mir ja gestern schon Gedanken gemacht, die ich nun
konkretisiere, indem ich die Fahrstrecken und Pläne der Deutschen Bahn studiere. Da ich nun mal das Wetter nicht ändern kann (ich würde es tun, aber ich kann es nicht),
müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen, damit der Wind von hinten bläst. Ursprünglich war geplant, von hier aus (Lühe ) über die Elbe zu fahren, um dann
die Elbe hoch und die Nordseeküste entlang bis zur dänischen Grenze zu fahren. Das hätte bedeutet, grobe Richtung Nord oder Nordwest, also genau dahin, wo der Wind
her weht. No way! Mein neuer Plan sieht vor, die Tour jetzt umzudrehen und von Oben runter zu fahren, also von Nord nach Süd und damit mit dem Wind. Die Zugverbindung
wäre da, jetzt gilt es also, meinen Charme spielen zu lassen um meine Mitreisenden zu überzeugen. Die Frage ist nur noch, ob wir von Elmshorn mit dem Zug fahren,
das würde uns noch eine Etappe gegen den Wind bescheren oder ob wir mit Rückenwind bis Hamburg radeln und von dort nach Niebüll mit dem Zug fahren. Alle Mitreisenden
sind sich einig, dass wir nach Hamburg Altona mit Rückenwind cruisen werden und von dort den Zug nehmen. Und weil sich das so schön anbietet, setzen wir auch nicht
hier über, sondern fahren durchs “Alte Land”. Ich buche noch eben schnell ein Hotel in Dagebüll, das ist 15 Kilometer entfernt vom Zielbahnhof und direkt an der Fähre
nach Amrum. Deshalb buche ich das Hotel auch für zwei Nächte, denn wir wollen ja einen Inseltag machen. Und dann kann`s auch schon losgehen…
Nachdem wir nach mehr als 106 km endlich unsere Unterkunft in Grünendeich-Steinkirchen erreicht haben, todmüde ins Bett gefallen sind und uns am nächsten
Morgen mit einem Frühstück gestärkt haben, brechen wir zur nächsten Etappe auf. Wir haben unseren Plan mal wieder geändert und radeln nun durchs “Alte Land”;
Wir folgen nun – abweichend von unserer eigentlichen Route – dem Verlauf des Elbe-Radweges; vorbei an Obstbaumplantagen (hauptsächlich Äpfel und Kirschen)
und wunderschön hergerichteten alten Häusern führt uns der Weg bis nach Cranz wo wir mit der Fähre nach Hamburg-Blankenese übersetzen. An allen Ecken und
Enden gibt es Obststände und während wir so dahinradeln überlege ich, welche Sorten von Marmelade man mit dem ganzen Obst herstellen könnte: Erdbeer, Kirsch,
schwarze Johannisbeere, Stachelbeere, Apfelgelee und und und – mmmh lecker.
Die Fahrt mit der Fähre dauert gerade mal 10 Minuten und schon ist man auf der anderen Seite der Elbe angelangt. In Blankenese ist richtig was los,
Spaziergänger, Jogger, Hundeausführer, einige die ihre Boote zu Wasser lassen und Radfahrer. Da der Weg an manchen Stellen doch recht schmal ist, müssen wir
unserer Räder eine Weile sogar schieben. Am frühen Nachmittag aber haben wir – nachdem wir auch hier erst mal wieder den falschen Weg genommen haben (wer kommt
in Hamburg auch schon auf die Idee, dass man, wenn man zum Bahnhof in Altona will, erst mal bergauf radeln muss – endlich unser vorläufiges Tagesziel erreicht.
Als wir am Fahrkartenautomaten stehen um unserer Zugtickets zu kaufen quatscht uns jemand von hinten an, ob wir nach Niebüll wollen; wenn wir möchten könnten wir
für 7,00 Euro pro Person mitfahren, auf seinem Ticket mitfahren. Erst sind wir ein bisschen skeptisch, aber schließlich nehmen wir das Angebot an und kaufen
lediglich ein Ticket für unsere Fahrräder. Es finden sich noch zwei weitere Personen die er ebenfalls auf seinem Ticket mitreisen lässt (ist wohl so was wie bei
uns das Bayern-Ticket, denn er muss alle fünf Namen eintragen); pünktlich um 15:33 Uhr fährt der Zug ab und bringt uns nach Niebüll (die anderen drei fahren bis
Westerland auf Sylt). Gleich am Bahnhof Niebüll ist der Radweg nach Dagebüll ausgeschildert. Etwa 14 km – das sollte zu schaffen sein. Leider müssen wir diese
“paar” Kilometer mal wieder fast komplett gegen den Wind radeln und wir sind froh, als wir endlich unter Hotel erreicht haben, denn nachdem die Sonne sich
endgültig für diesen Tag verabschiedet hatte war es alles andere als angenehm zu fahren.
Für Morgen steht bei uns die Insel Amrum auf dem Plan.
Gute Nacht.