* Farewell Hanoi *

 

* Good Morning Dong Hoi *

 Das erste, was uns bei unserer Rückkehr nach Hanoi wieder auffällt ist der Verkehrswahnsinn, der Fahrer unseres Busses hat Mühe sich durch die Altstadt zu kämpfen und uns wenigstens in der Nähe unseres Hotels abzusetzen. Der Innenstadtring ist immer noch gesperrt und jetzt sehen wir auch warum. Bereits gestern am frühen Morgen, bevor wir abgeholt wurden, war uns aufgefallen, dass viele Leute kleine Bobbycars und ähnliche Fahrzeuge in der Gegend rumschleppten. Wir hatten auf eine Art Seifenkistenrennen getippt. Weit gefehlt, alle Geschäfte in der Straße unseres Hotels vermieten solche Dinger und es sind unzählige Kinder damit auf der Straße unterwegs. Die zum Teil extrem aufwändig gemachten Teile sind entweder von den Kindern selber steuerbar oder können von den hinterherlaufenden Eltern per Fernbedienung gesteuert werden. Dazu kommen noch Inlineskater und Hooverboards, es ist heute fast so schwierig, die Straße zu überqueren, wie wochentags.

 

 

Wir beziehen kurz unser Zimmer für eine Dusche und sortieren unser Gepäck noch mal neu, um anschließend ein letztes Mal in die Altstadt zu gehen für ein letztes Dinner. Wir haben mittlerweile unseren Lieblingsladen gefunden, wir nennen ihn den Balkon, weil man hier im ersten Stock auf einem Balkon sitzt und dierekt auf eine der belebten Kreuzungen runterschaut. Ich hab schon lange keinen so interessanten Film im Fernsehen gesehen, wie das, was hier jeden Abend abläuft. So viele unterschiedliche Eindrücke, die man von hier oben aufnehmen kann. Direkt gegenüber ist ein Laden, also mehr eine Garage, in der das Leben einer vier Generationenn umfassenden Familie öffentlich abläuft. Die sitzen hier ganz offen und nehmen ihr Abendmahl zu sich, nebenbei verkauft man Süßigkeiten und Erfrischungen, sowie Dinge des täglichen Bedarfs, wie Wasch- und Putzmittel und repariert und betankt Moppeds. Das geht vom Luftdruck im Reifen, über ein wenig Öl nachfüllen, bis zu einem halben Liter oder mehr Benzin aus einer kleinen Kanne. Für größere Sachen werden die Motorbikes schnell in den Hinterhof gebracht, wo anscheinend zusätzlich noch Parkplätze vermietet werden. Also eine komplette Rundumversorgung. Und das alles quasi nebenbei, die Oma sitzt gemütlich in der Garage, der Opa kommt ab und an auf eine Zigarette raus, mehrere Jugendliche und Kinder turnen dazwischen rum bis hin zu einem kleinen Stopsel, er höchstens zwei Jahre alt ist und immer wieder die ganze Familie aufmischt, indem er mal auf die Straße abhaut oder kopfüber in den Mülleimer taucht. Und Haustiere gibbet auch, die krabbeln hier überall rum,einfach unbezahlbar der Ausblick hier.

 

 

Hier endet also der erste Abschnitt, der Norden Vietnams hat uns eine Woche lang fasziniert, allem voran natürlich Hanoi, das wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Einerseits hat uns das wuselige Treiben hier sehr gut gefallen und die Andersartigkeit dieser Welt fasziniert, aber andererseits sind wir froh, dem Lärm und Gestank von Millionen Moppeds zu entkommen und zu einem neuen Ziel aufzubrechen. 

 

Nach dem Essen schlendern wir zurück ins Hotel, wo wir unsere Sachen zusammenpacken und endgültig auschecken. Die Verabschiedung ist sehr herzlich, wir waren mit Unterbrechungen jetzt eine Woche hier. Ein Taxi bringt uns in wenigen Minuten zum Bahnhof, ein recht imposantes Gebäude, wir sehen allerdings nicht viel, denn unser Zug steht schon bereit. An jedem Wagen steht ein Uniformierter Schaffner, der unsere Tickets aufmerksam prüft und uns dann gnädig einsteigen lässt. Wir finden unser Abteil mit vier recht bequem ausschauenden Schlafplätzen und beziehen die unteren beiden, später kommt noch ein Einheimischer und packt sich wortlos auf eines der oberen Betten und beginnt umgehend zu telefonieren. Als der Zug abfährt, blicke ich noch eine ganze Weile aus dem Fenster auf das abendliche Hanoi, an jeder Kreuzung, die unser Zug überquert stehen Schrankenwärter die die fahrbaren Schranken geschlossen haben, vor denen sich unglaubliches Chaos abspielt. Man stelle sich vor, eine Straße in der es im "Normalverkehr" schon wuselt wie auf einem Ameisenhaufen wird für 5 Minuten alles angehalten. Und die stehen nicht in einer Reihe, wie das bei uns der Fall wäre, die wollen alle ganz vorne stehen und blockieren auch alle Wege, die eigentlich nicht betroffen wären. Ich versuche mir vorzustellen, was hier passiert, wenn die Schranke aufgeht. Auf der anderen Seite stehen ja genauso viele über die gesamte Breite der Straße verteilt. Und der aufmerksame Leser hat ja bereits erfahren, dass hier immer die gesamte Breite der Straße inklusive Gegenfahrbahn und eventuell vorhandenem Fußweg benutzt wird. Wir fahren noch etwa 30 Minuten durch Hanois Straßen und verlassen die Stadt, ohne die Straßenbeleuchtung kann ich vor den Fenstern kaum noch etwas wahrnehmen und lege mich deshalb hin und schlafe unter dem Gemurmel des telefonierenden Obermieters bald ein.

 

Ich wache gegen halb sechs Uhr morgens auf, es ist noch nicht ganz hell, eher dunkelgrau und schüttet wieder unglaublich. Man sieht nur wenig durch das regennasse Fenster, aber was ich sehe steht unter Wasser. Die Moppedfahrer an den Bahnschranken stehen Knöcheltief im Wasser. Wir fahren noch 2 Stunden durch Reisfelder und Dörfer und erreichen etwa halb 8 eine etwas Größere Ansiedlung, das müsste unser Ziel Dong Hoi sein. Wir verlassen den Zug und müssen zu unserem Erstaunen über mehrere Gleise gehen, dies hier ist ein Bahnhof, wie man ihn nur noch aus alten Filmen kennt. Ich möchte ein paar Fotos schießen, tue mich aber schwer, da sowohl Brille als auch Objektiv der Kamera sofort beschlagen. Es regnet nicht hier, aber die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass man augenblicklich tropfnass ist.

 

 

Wir werden von mehreren Taxifahrern angesprochen, die uns zum Phong Nha Nationalpark fahren wollen, der ist wohl das Ziel aller hier den Zug verlassenden Touristen. Einer läuft uns bis in das Bahnhofsgebäude nach, ich muss tatsächlich etwas energischer werden, weil er schon ständig nach meinem Koffer grabscht.

Im Bahnhofsgebäude stehen etliche Burschen mit Schildern und ein junger Bube hält eines, das unsere Namen trägt, hier beginnt also der zweite Teil unseres Abenteuers, Zentralvietnam wir kommen.