Wir werden nach dem Frühstück in unserer Luxusherberge von unserem Fahrer abgeholt und begeben uns auf die knapp vierstündige Reise zu unserem nächsten Ziel. Nachdem wir Hue verlassen haben wird es wieder deutlich ländlicher aber wir bemerken, dass die Vegetation hier sehr viel anders ausschaut, als im Norden Vietnams, alles wirkt schon fast tropisch. Unser Fahrer hatte in den letzten beiden Tagen nicht viel erzählt, eigentlich hat er meistens bis über beide Ohren gegrinst, jetzt da Tony nicht mehr bei uns ist, versucht er sich immer wieder mit ein paar Brocken englisch und lustigerweise sind immer mal wieder ein paar deutsche Wörter darunter. Wir verstehen nicht alles, aber der Kerl ist einfach zu nett, um ihm das in irgendeiner Weise übelnehmen zu können.
Bereits beim rausfahren aus Hue und auch jetzt in beinahe jedem Dorf sehen wir Hochzeitsgesellschaften oder die Vorbereitung zu den Wedding-Parties, wir fragen den Fahrer, ob heute ein besonderer Tag wäre, dass an einem Mittwoch so viele Leute heiraten. Wir erfahren, heute ist ein "lucky day", also ein guter Tag um wichtige Sachen zu tun.
Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir mehrere große Seen, der Fahrer meint es wäre eine Lagune und anschließend deutet er in den Himmel und sagt etwas, dass wir zunächst nicht verstehen, ich höre nur etwas mit Wolken... Dann wird uns klar, was er meint, wir beginnen den Anstieg zum Hai Van Pass, was wohl so etwas ähnliches wie Wolkenpass bedeutet (ocean cloud pass laut Wiki), eine atemberaubende Passstraße, die sich über einen beachtlichen Gebirgszug windet. Wir stoppen ein paar mal, aber es ist einfach zu diesig um zu fotografieren.
Auf der anderen Seite geht`s dann wieder runter und wir sehen die Skyline von Da Nang. Hier kann man wirklich von einer Skyline reden, während in Hanoi die Wolkenkratzer ja alle sehr verstreut standen. Da Nang wirkt sehr westlich, wir merken auch gleich warum. Da Nang liegt am Meer und hat einen richtigen Strand. Wir fahren viele Kilometer an einer Strandpromenade entlang und sind erstaunt über die vielen Luxushotels. Hier reiht sich eines ans andere, aber keine Hotelanlagen europäischen Ausmaßes, sondern gigantische, topmoderne und extrem luxuriös wirkende Anlagen, dies hier ist eines der absoluten Touristenzentren Vietnams, vorwiegend genutzt von Chinesen, Koreanern und Japanern. Und auf jedem freien Meter steht eine riesige Bautafel, die anzeigt, welche betonene Monstrosität hier alsbald aus dem Boden wachsen wird. Wie wir auch anderswo schon bemerkt haben, die Tourismusindustrie erwacht hier gerade eben erst.
Wir biegen irgendwann landeinwärts ab und erreichen über ein paar Felder unser nächstes Ziel, willkommen in Hoi An, the city of lanterns.
Unserer Fahrer setzt uns am Hotel in Hoi An ab und
verabschiedet sich. Es waren angenehme Fahrten mit ihm. Wie
schon in Hanoi liegt auch hier unsere Unterkunft unweit der
Altstadt, also gut fußläufig zu erreichen - immer am Fluß
entlang. Nachdem wir eingescheckt und uns ein bißchen frisch
gemacht haben begeben wir uns auch sogleich Richtung City.
Mittlerweile ist es fast so gegen drei Uhr nachmittags (die
Fahrt hierhier über den Wolkenpass hat doch eine ganze Weile in
Anspruch genommen) und wir haben Hunger.
Wir überqueren eine
Fußgängerbrücke und wollen an der nächsten Kreuzung in die
historische Altstadt einbiegen, als uns ein uniformierter
kleiner weiblicher Pittbull zurückpfeift, uns von der Seite
anquatsch und ingendwas daherredet. Inzwischen ja gewohnt,
ständig von irgendwem angequatscht zu werden, der irgendwas
verkaufen möchte, reagieren wir zunächst nicht; da wird der Ton
schon eindringlicher. "Show me your ticket" oder so ähnlich soll
das wohl heißen. Nachdem wir auf die erste Aufforderung nicht
reagiert haben wird der Ton schon deutlicher und wir werden
abermals aufgefordert unsere Tickets vorzuzeigen.
Tickets? Welche Tickets???
Nachdem mein Partner mal vorsichtig nachfragt, ob man für den Besuch der historischen Altstadt Tickets kaufen muss, schickt sie uns in dem gleichen barschen Ton wie vorher zu einer kleinen Bretterbude an der Seite, wo wir die Tickets zu kaufen haben. Das geht ja gut los; das man nur mit Passierschein in die Altstadt kommt, haben wir in keinem Reiseführer gelesen und es war auch nirgends ein Hinweisschild zu sehen. Immerhin gilt das "Hoi An-Visum" für unseren gesamten Aufenthalt.
Beim bummeln durch die Altstadt fällt uns auf, wie ruhig es hier ist. Zwar fahren auch hier eine Menge Mopeds und Fahrräder, aber niemand hupt oder klingelt. Darf man das hier etwa nicht? Kann schon sein, denn einige Straßenzüge sind extra als Fußgänderzone ausgewiesen.
Nach kurzem suchen finden wir ein nettes kleines Lokal und essen zunächst mal eine Kleinigkeit.
Die Straßen und Häuser sind überall mit Lampions dekoriert und so wirkt alles sehr freundlich. Es sieht bei Tageslicht schon sehr schön aus, aber Abends verbreiten die vielen Lampions einen besonderen Zauber. Hoi An wird auch die Stadt der Lampions genannt und kaufen kann man diese selbstverständlich auch überall.
Weiterhin sehr bekannt ist Hoi An wohl für seine vielen excellenten Kleider- und Schuhgeschäfte. Die Größen sind allerdings dem asiatischen Markt angepasst, so dass es nicht einfach ist etwas für den gemeinen Europäer zu finden. Allerdings kann man sich bei fast jedem Tailor sein Kleid oder den Anzug, oder was auch immer, nach Maß anfertigen lassen.
Unsere verschiedenen Stationen in Vietnam sind bisher alle sehr unterschiedlich. Von chaotischer Großstadt in Hanoi über unseren Aufenthalt in der trockenen Halong-Bucht und im Phong Nha Nationalpark (den wir ja leider vorzeitig verlassen mussten), sind wir nun in Hoi An wieder in einer ganz anderen Welt gelandet. Hier ist schon alles sehr auf Tourismus eingestellt und wir sind froh nicht zur Hauptsaison hier zu sein. Als unverkennbarer Europäer wird man hier in Hoi An wirklich von jedem angequatscht und manchmal ist es schon fast ein bißchen nervig. Als besonders penetrant empfinde ich die fliegenden Händler und die Leute, die von ihren Bootstouren leben (vornehmlich abends mit Papierlämpchen ins Wasser setzen). Selbst wenn man bereits zweimal gesagt hat, dass man nichts kaufen und auch keine Bootstour machen möchte, wird weitergefragt "why not, why not?".
Hoi An ist anscheinend auch bei den Asiaten als Reiseziel sehr beliebt. Viele Japaner (die wie bei uns meist in Gruppen auftreten), Koreaner (die immer einen mürrischen Gesichtsausdruck haben) etc. kann man hier antreffen.
Hoi An scheint einer der beliebtesten Orte für Hochzeitsfotos etc. zu sein; jeden Tag sehen wir einige, die sich in traditioneller Kleidung fotografieren lassen.