Hinein ins Land

Feitag, 08.06.2018




Es gab gestern abend noch Meze in der Taverne auf der anderen Straßenseite. Meze ist die griechische Version dessen, was die Spanier Tapas nennen. Dazu wurde der selbsthergestellte, diesmal der rote Wein verkostet und so ist es schon halb elf, als wir todmüde in die Betten fallen.

Am Morgen sind wir, obwohl wir nicht allzu gut geschlafen haben (ich brauche immer ein paar Tage, bis ich im Urlaub zur Ruhe komme) ziemlich früh wieder auf den Beinen, Frühstücken und dann Koffer packen und auschecken. Wir ziehen heute schon ins nächste Hotel.
Ineke holt uns halb zehn ab, wir haben die Wahl, den ganzen Weg zu laufen (20,4 km) oder uns ein Stück mitnehmen zu lassen. Wir wählen die zweite Option, da die ersten Kilometer über Felder durch die pralle Sonne führen und anschließend der Weg 3km bergan führen würde, das wird zu viel, dafür ist es einfach zu heiß. Also verabschieden wir uns von den Wirtsleuten und Bertus und lassen uns von Ineke in ca. 15 Minuten zu einer kleinen Kirche bringen, der Agia Irini. Unterwegs dahin plaudern wir noch ein bisschen und erfahren ein wenig über Inekes Job hier auf der Insel.
 
                                              Embonas

Embonas Embonas Embonas

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Das Kirchlein steht auf einem Berg, ein kleiner Kiosk der dabei steht hat noch geschlossen, gut, dass wir uns in der Pension mit Wasser eingedeckt haben. Wir wandern also zunächst durch Olivenhaine in ein Tal, um auf der anderen Seite durch ein mediterranes Wäldchen zwischen Kiefern und Platanen wieder bergan zu kraxeln. Begleitet werden wir auf den ersten Metern noch von lauten Motoren- und Hammergeräuschen, hier versuchen die Griechen wohl, den Berg abzutragen. :-)  Das wird aber leiser, je weiter wir vorwärts kommen und nach einigen Kilometern erreichen wir das Kloster Agios Nicolaos, ein kleines Kirchlein, das zu Ehren eines ermordeten Buben errichtet wurde, der Name "Kloster" ist wohl nicht ganz zutreffend, hier haben niemals Mönche gelebt. Im Klostergarten soll es einen Brunnen geben, aber der ist so trocken, wie der der Staub, auf dem wir gehen, wohl dem der ... aber das erwähnte ich ja bereits.
Hinter dem Klösterchen geht es wieder bergab und jetzt wird es wieder ganz wild. Die Wege hier sind eh kaum ausgeschildert, aber jetzt ist der Weg gar nicht mehr als solcher zu erkennen. Wir wandern durch ein trockenes Bachbett bergab, nur hin und wieder gibt es so was wie einen Hinweis: "Alte verfallene Terrassierung..." "Zwischen zwei Olivenbäumen durch..." etc. Laut Wegbeschreibung sollen rote Punkte an Bäumen und auf dem Boden den Weg markieren, aber da brauchst Adleraugen dafür, sofern überhaupt noch was zu sehen ist. Wir tun unser gutes Werk des Tages und bauen ein Steinmännchen zur Orientierung für nachfolgende Wanderer. Hoffentlich hält das bis September, Bertus hat uns nämlich erzählt, dass wir die letzten wären für diesen Teil der Saison, im Juni kommen nur noch Radfahrer und im Juli / August kommt das Geschäft ganz zum Erliegen, da ist Pauschal- Badesaison auf Rhodos. Erst im September kommen noch mal ein paar Wanderer.

         Embonas Embonas

Wir kämpfen uns weiter durch das ausgewaschene Flussbett und kommen am Ende eines langen Tales wieder an einen sehr gerölligen Aufstieg. Während bis hierher immer mal wieder der Wind für Erfrischung gesorgt hatte, der hier auf der Nord-West-Seite der Insel ganz frisch bläst, knallt der Stern jetzt direkt auf uns runter. Wir erklimmen die Geröllhalde müssen über eine Straße und auf der anderen Seite in den Wald. Der ist aber nun nicht so dicht wie es ein Wald in Mitteleuropa ist, sondern auch hier geht man oft im prallen Sonnenschein, aber der Wald ist meist dicht genug, um den Wind abzuhalten. 32°C beim Wandern sind ein absoluter Traum. Außerdem wird jetzt die Navigation wieder aufregender, unsere Wegbeschreibung gemahnt uns, sehr aufmerksam nach einem winzigen Pfad auf der linken Seite zu schauen, am Boden wäre ein roter Pfeil... Wir finden einen roten Klecks und vermuten, dass der Pfad vor langer Zeit mal da zwischen den Bäumen rein ging. Der Weg ist vollkommen zugewachsen und nur zu erahnen, aber wir trauen uns, was bleibt uns auch übrig. Sehr hilfreich ist die GPS-Handy-App von Wikinger, die man zwar nicht sehr weit aufzoomen kann und auch nicht einfach im prallen Sonnenschein vom Handy-Display abzulesen ist, aber man hat wenigstens eine grobe Orientierung.

Embonas Embonas Embonas

Wir tappen also durch den wilden Wald und haben jetzt noch ein weiteres Problem: Spinnennetze. Die gibt es hier zuhauf und sind oft quer über den Pfad gespannt, ein Gemisch aus Schweiß, Sonnencreme und Spinnweben auf der Haut hat ein derart klebrige Konsistenz, das kriegst du mit Chemie nicht hin, so was von eklig. Ich gehe dazu über, die Dinger, wo ich sie denn entdecke mit unserer Wegbeschreibung und meinem Hut zu entfernen, bevor wir da durch müssen. Ich hoffe die Spinnen des Waldes verbünden sich jetzt nicht gegen uns, das könnte schlecht für uns ausgehen.
Irgendwann kommen wir aus dem Wald raus, gar kein Weg mehr da, nur noch ein verlassener Weinberg, der uns aber an den höchsten Punkt der Tour bringt. Wir stehen auf 459m und schauen auf Embonas, unser Ziel.
Es geht noch mal bergab und fast wieder ganz so weit bergauf, mittlerweile könnte es gut sein, wenn`s nach uns geht, aber schließlich erreichen wir Embonas und fallen in die erste Taverne ein, die uns über den Weg läuft.

Embonas Embonas Embonas

                            Embonas Embonas Embonas

Nach Speis und Trank finden wir wenig später unser Hotel, wir werden bereits erwartet, unser Gepäck ist auch da, also geht`s auf`s Zimmer und anschließend in den Pool. Jetzt sitzen wir bei unserem ersten griechischen Bier und ruhen uns aus. Die Entscheidung für die etwas kürzere Variante mit etwa 13km war eine gute, sieben Kilometer mehr hätten uns garantiert komplett erledigt und morgen steht ja auch wieder eine Tour auf dem Program...

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