Dann war es gestern Abend doch noch später geworden… Zunächst sind wir zu eigentlich ganz annehmbarer Zeit in die Hotelbar eingefallen, um die Gute-Nacht-Pille in flüssiger Form einzunehmen. Dann haben wir festgestellt, dass einer der Barkeeper ein ausgewanderter Deutscher ist und haste-nich-gesehen, waren wir die letzten Gäste und in ein supernettes Gespräch mit dem Buben verstrickt. Wir haben im Laufe des späten Abends einige interessante Sachen über das Leben der Mallorquiner außerhalb des Tourismus erfahren und anscheinend war dem Burschen das auch ganz recht, mal wieder deutsch zu schwätzen, jedenfalls hat er sich viel Zeit genommen und uns zum guten (oder bösen) Ende noch den “Hausgemachten” kredenzt. Ein selbstgemachter Kräuterlikör, aber nicht im “Stamperl”-Glas sondern im Cognac-Schwenker. Entsprechend schwer fällt am Morgen das Aufstehen. Und so wird spontan beschlossen, den Tourenplan abzuändern. Nämlich eine vermeintlich leichtere Tour vorzuziehen, es soll nach Port de Sòller gehen, die Tour hat zwar auch zwölf Kilometer ist aber im Verhältnis relativ flach.
Also schlafen wir noch ein Stündchen und ziehen nach dem gemütlichen Frühstück gegen halb elf los. Es geht zuerst wieder durch die Gassen von Sòller und gleich zur Information, wir haben uns heute nicht verlaufen. Raus aus den Gassen kommen wir in einen Vorort mit großen Gärten, die Gegend heißt auch Sòller Horta, also der Garten von Sòller. Hier begeistern uns wieder die üppigen Zitronen- und Orangenbäume, es gibt auch Mandel- und Feigenbäume und sogar, wie man mir zeigt, Kapernsträuche. Ich lerne wieder mal mit jedem Meter dazu. Es ist wunderbar bunt hier, bis wir zur Hauptverkehrsstraße kommen, die wir überqueren und danach in den Wald eintauchen. Das ist hier kein Wäldchen, wie bei uns, das ist ein vollkommen verwachsener Olivenhain. Die Bäume wirken wie aus einem Fantasy-Film, uralt und total verwachsen, dazwischen alles überwuchert, der Weg ist teilwiese nur zu erahnen.
So geht es bis kurz vor Port de Sòller einer wunderschönen Bucht, die aber dem Tourismus zu 100% geopfert wurde. Die historische Eisenbahn von Palma bringt jeden Tag Unmengen Touristen nach Sòller, die meist sofort in die ebenso historische Straßenbahn umsteigen und hier in den Hafen fahren. Zugegeben, haben wir ja auch schon gemacht, aber es ist schwierig, die Schönheit dieses Ortes zu sehen, wenn dich zehntausende über die Promenade schieben.
Wir nutzen das schöne Wetter für eine kurze Abkühlung im Wasser, wobei wir das strandnahe Gewässer mit Fischen beachtlicher Größe teilen und es auch bissige Tiere im Wasser gibt, wie mir quiekend berichtet wird. Anschließend essen wir eine Kleinigkeit, es gibt lecker Tapas. Dazu gönnen uns ein Glas Wein und begeben uns wieder auf den Rückweg. Der führt zuerst wieder durch den Wald, diesmal auf der anderen Seite des Tales entlang, absolut ruhig und traumhaft schön. Die letzten Kilometer vor Sòller führt der Weg wieder zwischen Zitrushainen hindurch und dann entdecken wir sie. Die zu verkaufende Finca, die uns beiden sofort gefällt. Es werden Pläne geschmiedet, woher das nötige Kleingeld kommen könnte, Banküberfall fällt aus, das ist zu anstrengend bei der Hitze. Es wird also beschlossen, den Lotto-Jackpot zu knacken, aktueller Zwischenstand: negativ… Egal, wir spinnen eine Weile vor uns hin und begeistern uns für die Landschaft und sind in kürzester Zeit wieder im Hotel. Wir haben nämlich beschlossen heute nochmals in den Hafen zu fahren, mit der Straßenbahn und dort im Sonnenuntergang zu Abend zu speisen. Das hat dann besser geklappt, als das mit dem Lottogewinn, aber ein Sonnenuntergang in Port de Sòller ist auch so etwas, wie ein kleiner Lottogewinn.