Von Sòller zum schönsten Dorf Mallorcas

 

 

 

Der Morgen fängt traumhaft an. Also eigentlich war die Nacht ja schon traumhaft. Abends todmüde in die Betten gefallen und geschlafen wie die Kindchen, hier ist es so ruhig, als wenn man kilometerweit im Nirgendwo wäre. Morgens wache ich auf, es ist nahezu nichts zu hören. Ich schaue auf den Balkon, es ist wolkenloser, blauer Himmel. Das Wetter wurde also geliefert, wie bestellt. Obwohl sich in direkter Nachbarschaft ein Schule befindet, ist bis halb acht kaum etwas draußen zu vernehmen und um diese Zeit sind wir ja auch schon munter. Acht Uhr gibt es Frühstück und danach wollen wir ja los, auf unsere erste Tour. So ziehen wir also  los, die erste Wanderung ist ein Rundwanderweg, startend in Sòller  nach Fornalutx und wieder zurück nach Soller. Die Tour ist eingestuft als leicht und ohne besondere Anforderungen. Soweit die Theorie. Wir wissen aber aus den vergangenen Jahren von unseren Radltouren, das wir mit selbstsicherer Ignoranz für Wegbeschreibungen und geübtem Übersehen von Wegweisern aus jeder kurzen Tour eine längere und selbstredend spannende und mit Überraschungen gespickte Tour machen können. Und so, in altgewohnter Tradition, verlaufen wir uns sofort erst mal in den Gassen von Soller. Quasi vor dem ersten Kilometerstein.

 

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Zu unserer Entschuldigung sei aber gesagt, die Wegbeschreibung enthält einige verwirrende Entfernungsangaben und die vom Veranstalter angebotene App ist lediglich eine statische Karte und keine interaktive, GPS-unterstützte, wie etwa Google Maps oder GPSies. Letzteres lassen wir eh mitlaufen zum aufzeichnen unserer Wanderungen und nachdem wir uns nach etwa 30min überhaupt nicht mehr auskennen, ziehen wir also GPSies zu Rate um überhaupt mal unsere Position zu bestimmen. Wir sind hunderte Meter weg vom Weg, finden aber wieder dahin und sind jetzt sozusagen “in der Spur”. (Anmerkung vom 24.05: Ich muss mich korrigieren, die Wikinger-App kann doch GPS. Das muss man aber extra aktivieren, damit bekommt man den aktuellen Standort angezeigt, was in den meisten Fällen ausreichend hilfreich ist, auch wenn sich die Karte nicht sehr weit zoomen lässt. Die separat notwendige Aktivierung der GPS-Funktion wäre bestimmt in der Dokumentation beschrieben gewesen, aber wer um alles in der Welt liest denn Beschreibungen? Wir jedenfalls nicht…) Am Ortsausgang von Soller beginnt die kleine Straße anzusteigen, zunächst sehr leicht, aber wir wissen, dass sich das ändern wird, schließlich sind heute 300 Höhenmeter zu erklimmen.wir erreichen zunächst den Ort Biniaraix, wo wir ein paar Stufen zum Dorfplatz erklimmen müssen und dann gleich mal einen Blick in die kleine Kirche werfen. Ein sehr düsteres Gebäude. Hinaus aus Biniaraix steigt die nun noch engere Straße richtig steil an, vorbei an unzähligen Zitronen- und Orangenbäumen, die proppevoll mit fast reifen Früchten sind, geht es bergan. Später wechselt die Vegetation, wir kommen an zum Teil uralten, verknöcherten Olivenbäumen vorbei, bis wir den Gipfel der Tour erreichen. Hier zweigt unser Weg von dem Sträßchen ab und führt nun über einen sehr wüsten Schotterweg steil bergab. Nach mehreren Kilometern erreichen wir Fornalutx, laut unserer Wegbeschreibung das schönste Dorf Mallorcas und bereits mehrfach zum schönsten Dorf Spaniens gekrönt. Wir überqueren auf einer kleinen Brücke eine wild überwucherte Schlucht. Es fließt zwar nur ein Bächlein unter der Brücke durch und der Begriff Schlucht taugt wohl auch nicht für einen ca. zwei Meter tiefen Graben, aber die Farbenvielfalt der darin wachsenden Pflanzen ist umwerfend. Überhaupt blüht und leuchtet es in jedem Eck und an jeder Hausmauer hier in Fornalutx, das ist wohl der Vorteil, wenn man im Frühsommer hier urlaubt. Unsere bisherigen Urlaube in der Mittelmeerregion waren alle im Spätsommer und egal wo, überall war braun die vorherrschende Farbe, ist besten Falle noch ein dunkles Grün mit ein paar Farbklecksen. Hier jedoch herrscht eine wahre Farbenexplosion.

 

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Es gibt auf dem kleinen Marktplatz in einem kleinen Cafè einen kleinen Mittagsimbiss und beim Kleinod-Händler eine neue handgearbeitete Kette. Anschließen führt der Weg weiter durchs wilde Gelände, aber nun meist seicht bergab zurück nach Sòller. Wir kommen wieder exakt an dem Punkt raus, wo wir heute morgen das erste Mal entnervt unser Navi zu Rate gezogen hatten, was für ein Zufall. Vor Freude, nicht in der mallorquinischen Wildnis untergegangen zu sein, gibt es auf dem Marktplatz gleich noch ein Gläschen Wein, bevor wir zurückkehren zum Hotel und sofort in den Pool sinken.
 

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Diese zwölfeinhalb Kilometer waren genau das Richtige für den ersten Tag, sozusagen zum Einlaufen. Nicht zu schwer aber auch durchaus fordernd genug für uns untrainierte Stadtindianer.

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