Nach dem faulen Tag in Büsum haben wir heute wieder eine etwas längere Etappe geplant, wir wollen heute bis Brunsbüttel an der Elbemündung
fahren, was etwas über 60 km bedeuten würde. Ist ja auch kein Problem, wir sind nämlich gut ausgeschlafen. Es ist in Büsum nämlich nicht
einfach spät zu Bett zu gehen. Am Freitag wollten wir nach dem guten Fisch im (selbsternannten) besten Büsumer Krabben-Lokal (Das Original)
noch etwas in der Stadt trinken, ging aber nicht. Punkt 21:00 Uhr hatten alle Lokale geschlossen. Am Samstag hatten wir etwas mehr Glück,
da kam der “Last Call” erst viertel nach zehn. Die Bedienung erklärte uns, hier wäre halb elf Sperrstunde, das würde auch streng kontrolliert
und auch während der Hauptsaison, die noch bevorsteht, wäre das auch nicht anders.
Hier in Büsum sind wir nun endgültig die Küken unter
den Urlaubern, der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 77,56 Jahren und das ist der optimistische Wert. Abends ist entsprechend früh
Zapfenstreich, aber morgens halb neun lärmt eine Blaskapelle am Hafen rum. Es wird irgend ein Fest hier am Hafen gefeiert und da man abends
ganz früh das Blechgebläse abstellen muss, fängt man halt morgens beizeiten an. Aber wir haben den freien Tag trotzdem genossen,
sind den halben Tag im Hafen rumgelaufen und haben den anderen halben Tag geruht. Die Fenster unseres Hotelzimmers waren einigermaßen schalldicht.
Und so fahren wir am Sonntag morgen ziemlich früh für unsere Verhältnisse nach einem sehr guten Frühstück aus Büsum raus. Der Himmel
ist stark bewölkt, aber es ist trocken. Nachdem es die beiden letzten Tage heftige Regenschauer gab soll der Tag heute trocken bleiben. Der Wind
schiebt auch kräftig von hinten, alles gut bis jetzt. Der Weg führt uns immer am Deich entlang. wir fahren außendeichs, also auf der Wasserseite.
Theoretisch, es ist nämlich mal wieder kein Wasser da. Der Weg führt in einem langen Bogen um eine Bucht herum, wir sehen die betonenen
Scheußlichkeiten Büsums (ein Hochhaus und der Speicher im Hafen) immer aus etwa der selben Entfernung, obwohl wir am Ende des Bogens ziemlich
genau 30 km zurück gelegt haben. Den NSCR haben wir nach etwa der Hälfte dieser Strecke bereits verlassen, weil er quer durchs Land fährt.
Wir wollen aber an der Küste entlang nach Friedrichskoog-Spitze. Wie der Name schon sagt, liegt dieser kleine Ortsteil an der nordwestlichen
Spitze einer halbinselähnlichen Ausbuchtung. Bis dahin müssen wir allerdings noch mal fast 7 Kilometer in westlicher bzw. nordwestlicher Richtung
fahren, das bedeutet gegen den Wind! So war das nicht ausgemacht wird mir vom Nebenfahrrad bedeutet und entsprechend vehement wir in
Friedrichskoog-Spitze eine Kaffeepause eingefordert. Von hier sehen wir am Horizont Cuxhaven, da waren wir vor einer Woche.
Hier holt uns das
blaue Loch zwischen all den vielen Wolken, dass wir den ganzen Vormittag schon hinter uns hatten, endlich ein. Ab jetzt ist Sonnenschein
angesagt und Rückenwind. Wenn die Temperaturen jetzt noch ein paar Grad höher wären, wäre es schier nicht auszuhalten, so schön wäre es.

Nach Friedrichskoog (dem eigentlichen Ort) bemerken wir, dass wir auf der “Deutschen Kohl-Straße” wandeln bzw. radeln.
Das ist keine Reminiszenz an die Bundesbirne sondern hier wird auf jedem Feld lecker Kraut angebaut. Und Humor haben sie auch die Hiesigen,
auf einem Feld wir die Trendsportart “Gummistiefelgolf” beworben. Dabei geht es darum, auf einem ganz wüsten Acker, zwischen bis zu
schulterhohem Gestrüpp und Gesträuch müssen verschiedene Ziele getroffen werden. Keine zentimetergroßen Löcher im Boden, sondern Plastiktonnen,
Autoreifen, Gummiballons sowie je ein Konterfei von Barack Obama und Angela Merkel (Ein mindestens 20 Jahre altes Foto, auf dem die Mundwinkel
nach oben zeigen. Das leidvolle Geschau scheint also doch nicht angeboren zu sein.)
Als wir dann wieder die Deichseite wechseln, befinden
wir uns bereits im Mündungsbereich der Elbe und sehen die ersten Containerschiff-Monster. Wenig später erreichen wir Neufeld, ein schönes
kleines Dorf, an dessem Ortsausgang uns ein knuffiges Cafè zu einer kleinen Pause einlädt. Von hier beobachten wir ein paar der Riesen-Dampfer,
wie sie an uns vorbeiziehen in Richtung Hamburg. Uns fällt auf, dass die Böötchen ein paar Meilen weiter links plötzlich abzubiegen scheinen,
da muss der Eingang des Nord-Ostsee-Kanals sein. Das bedeutet, wir sind am Ziel, denn unser Hotel am heutigen Tag heißt “Schleussenhotel”.
Das suggeriert ja irgendwie, dass es sich in der Nähe der Schleusse, also dem Eingang zum Kanal liegt. So ist es auch und nach ein paar weiteren
Kilometern finden wir unser Hotel. Das befindet sich überraschenderweisse in einer Partymeile, hier wird aber nicht das Ballgeschubse in
Brasilien gefeiert sondern der 119. Geburtstag des Kanals. Das Hotel mutet zunächst ein wenig seltsam an, es handelt sich dabei um ein
Geschäfts-/ Bürogebäude, dass teilweise zum Hotel umfunktioniert wurde. Im Erdgeschoß befinden sich Ladengeschäfte und im ersten Stock,
neben der Rezeption eine Arztpraxis. Aber die Zimmer sind geräumig, aber gut und modern eingerichtet.
Nachdem wir uns erfrischt haben, mit Dusche und Gerstensaft, schlendern wir noch mal zur Schleusse, wo gerade die Reste der Festlichkeit
abgeräumt werden. Das stört uns aber nicht, wir wollten ja auch keinen Flohmarkt besuchen, wir wollen uns ein wenig umschauen und genüsslich zu
Abend essen. Das tun wir dann auch beim Griechen und verschwinden dann in unseren Betten.