Willkommen

im Land der Drachen und Mopeds

 

 

Unser Flug ist fast 30 Minuten zu früh in Hanoi gelandet, der Flughafen wirkt, als würden alle noch schlafen, logisch ist ja auch erst viertel nach 5. Am Schalter, wo wir unser vorab beantragtes Visum abholen wollen sitzen zwei einsame Männlein, einer sammelt nur die Papiere ein, der andere schaut aus, als wölle er uns auffressen, weil wir ihn geweckt haben. Trotzdem dauert es nicht mal 10 Minuten und schon haben wir einen Aufkleber im Pass und dürfen passieren. Das Warten auf unsere Koffer dauert etwas länger, die kommen so spärlich auf dem Band dahergefahren, dass man meinen könnte, ein einzelner müsste die aus dem Flugzeug ausladen. Trotzdem haben wir nach einiger Zeit unser Gepäck beisammen und gehen zum Ausgang.

Dort sollen wir vor einem Grill-Restaurant unseren Guide treffen, es stehen auch zahllose Burschen rum, die Schilder hochhalten, aber keines davon trägt unsere Namen. Nach einigem Hin- und Herlaufen kommt ein Bursche auf mich zu und nimmt mir laut schnatternd meinen Voucher ab, den ich in der Hand halte. Bist du etwa unser Fahrer? Er schwafelt etwas daher, dass er Gruppen sammeln würde und uns dann zum Hotel fahren würde. Aha. So war das zwar nicht ausgemacht, aber andere Länder andere Sitten? Er sagt wir sollten uns hinsetzen und etwas warten, wir fragen wie lange "etwas" denn wohl wäre. Er erzählt uns etwas von " four people coming from Bangkok". Ok, aber die Maschine aus Bangkok ist noch gar nicht gelandet, richtig? Ja, stammelt er, die würde in zwei Stunden landen... Nu is aba gut, so war das nicht ausgemacht! Als nächste Idee offeriert er, er organisiert uns ein Taxi, das müssten wir dann zahlen und mit unserer Reiseagentur verrechnen. Große Fragezeichen in unseren Gesichtern. Ich hatte außerdem mit unserer Reiseagentur vereinbart, dass der Guide, der uns am Flughafen abholt noch ein paar Tickets und Voucher übergibt, die noch fehlen, darauf spreche ich das Bürschlein an. Jetzt wird er endgültig verlegen, wir sollten Platz nehmen, das müsste er klären. Daraus folgt, miese Tricks versucht man wohl in jedem Land mit den Touris, aber du bist zu dumm, du bist nicht unser Guide.

Just in dem Moment saust ein halbhoher Schwarzhaariger durch die Tür mit einem Zettel in der Hand, auf dem ich meinen Namen lese. Der andere ist augenblicklich wie vom Erdboden verschluckt, ein Schelm der Böses dabei denkt. Unser Driver entschuldigt sich wortreich, dabei kann er gar nicht so viel dafür, wäre der Flieger zur rechten Zeit gelandet, wäre seine Verspätung im überschaubaren Rahmen geblieben.

Zwei Minuten später sitzen wir im Auto und bekommen unsere Unterlagen in die Hand gedrückt, unter anderem auch die fehlenden Zugtickets. Jetzt läuft`s!

Wie wir vom anderen Schwätzer bereits erfahren hatten (war er also doch nicht vollkommen nutzlos), liegt der Flughafen sehr weit außerhalb der Stadt, es sind ca. 45 km bis zu unserem Hotel. Wir fahren zunächst auf einer Schnellstraße entlang von Feldern und kleinen Ortschaften. Wir schauen gespannt aus den Fenstern, wie viele verschiedene Gesichter die Welt doch hat... Bereits hier fallen uns die unzähligen Mopeds auf, es gibt auf der Schnellstraße eine extra Spur für diese, aber die reicht bei weitem nicht aus. Ich glaube, alle verfügbaren Vietnamesen sind jetzt hier auf dieser Straße unterwegs. Richtig krass wird die Vorstellung, als unser Fahrer von der Schnellstraße auf eine deutlich weniger breite Einfallstraße abbiegt und hier wächst mir die Nummer dann über den Kopf. Der Füllgrad dieser Straße hat den Anschein, als wenn jemand den Inhalt einer Badewanne versucht in einen Zehn-Liter-Eimer zu pressen. Es wuseln Millionen Moppeds um uns und den restlichen Rush-Hour-Verkehr rum (nicht vergessen, es ist sieben Uhr morgens), dazwischen Radfahrer, Fußgänger und immer wieder Geisterfahrer, laut hupend, aber das gehört hier anscheinend so, keiner beschwert sich drüber.

Nach einiger Zeit biegen wir auf eine Art Innenstadtring ab, der um einen See herum führt und nach einer halben Runde um denselben stehen wir vor unserem Hotel. Sofort springen etliche dienstbare Geister aus der Tür, bemächtigen sich unseres Gepäckes und uns und schon stehen wir mit einem Pineapple-Juice-Begrüßungsdrink in der Hand vor der Rezeption. Unser Zimmer ist noch nicht fertig, hat auch morgens halb acht keiner damit gerechnet. Und so verstauen wir unser Gepäck und drehen erst mal eine Runde.

 

 

Es ist jetzt viertel vor acht und wir drehen zuerst eine Runde um den See. Die Wolkendecke hat aufgerissen, die Sonne kommt durch, aber überall stehen große Pfützen, es hat wohl kurz zuvor ziemlich geschüttet, normal hier. Die Luft ist sehr diesig, wober ein Großteil davon wohl auf den Smog zurückzuführen ist, die Luft ist abgasgeschwängert, viele Vietnamesen fahren daher auch mit Atemschutz auf dem Mopped. Während unserer Runde um den See sehen wir unzählige, meist ältere Leute bei ihren Gymnastikübungen, mal mit Musik, mal ohne. Die skurilste Vorstellung ist aber eine Art Tanzveranstaltung, so richtig mit DJ und etlichen Päärchen, mal Männlein und Weiblein, aber auch zwei ältere Mädels miteinander, die so richtig am Tanzen sind, wohlgemerkt früh morgens kurz nach acht!

 

 

Die Architektur dieser Stadt ist gar nicht richtig zu beschreiben, es gibt ein paar Hochhäuser aber rundherum gibt es von feudalen Großstadtvillen, sowohl im asiatischen, als auch im französischen Stil, über kleine Stadthäuser bis hin zu vollkommen verfallenen Baracken alles, in jeglich erdenklichen Erhaltungszustand. Beachtlich ist auch die Elektoinstallation, da ist man ja einiges gewohnt aus Europas südlichen Ländern, aber sowas wie hier hab ich noch nie gesehen. Auf jeden Fall entspricht das hier keinesfalls meiner Vorstellung einer Großstadt und Ha Noi hat beachtliche 7,5 Millionen Einwohner. Aber es macht mir ja bekanntlich Spaß in solchen Städten rumzulaufen und die Eindrücke aufzusaugen. Nur an die Moppeds muss ich mich erst noch gewöhnen, noch hab ich das nicht ganz drin im Verkehr hier mitzuschwimmen.

 

 

Als wir dann nach einem kleinen Imbiss unser Zimmer beziehen, sind wir doch sehr angetan, da gibt`s mal gar nix auszusetzen. Wir ruhen ein paar Stündchen, schließlich fehlt uns ja eine ganze Nacht um dann am frühen Abend wieder loszuziehen, ins Handwerkerviertel von Alt-Hanoi, wo es dann Abendessen und ein paar Getränke in der schwülen Abendluft gibt.