Die Nacht war sehr ruhig in unserem kleinen Hotel an der Schleimündung und so radeln wir denn nach einem ausgiebigen Frühstück wieder in
Richtung Kappeln. Obwohl der Ostseeküstenradweg quasi vor unserem Fenster vorbei führt, wenden wir uns in die andere Richtung und wollen
nicht zurück an die Ostsee. Wir werden in Kappeln wieder an das Westufer der Schlei übersetzen und dort entlang in Richtung Schleswig
fahren. Das ist ein kleiner Abstecher vom Ostseeküstenradweg, der war aber eingeplant. Hier in Kappeln und Umgebung ist die Fernsehserie
“Der Landarzt” gedreht worden, entsprechend kommt man hier allenthalben an entsprechenden “Sehenswürdigkeiten” vorbei. Gestern abend
hatten wir in einer Kneipe in Kappeln ein Bierchen genommen, die nannte sich mal mit Beinamen “Die Landarztkneipe”, heute sehen wir
mehrere Hinweisschilder zum “Landarzthaus”. Das interesseiert uns alles weniger, wir suchen uns unseren Weg, der direkt am Hafen beginnt,
wo wir gestern noch die alten Eisenbahnwaggons entdeckt hatten. Der Weg führt ziemlich nah am Wasser entlang und lässt sich bei strahlendem
Sonnenschein schön fahren. Apropos Wetter: Wir hören und sehen wohl die Nachrichten über die schweren Unwetter und die vielen Regenfälle
aus ganz Deutschland, wir haben bis jetzt im Vergleich dazu einfach Bombenwetter. Es ist sonnig, höchstens mal ein paar Wolkenfelder, nicht
zu warm, einzig der Wind bläst heftig, wenn auch lang nicht so heftig, wie angesagt und befürchtet. Heute bläst er allerdings mehrheitlich
von hinten, wir sind nämlich erst mal lange Zeit Richtung Süden unterwegs.
Die Schlei ist ein Meeresarm der Ostsee, ein Fjord und kein Fluss, wie wir unterwegs lernen, es ist schön hier entlang zu radeln,
fast immer mit Blickkontakt zum Wasser. Es riecht oft sehr landwirtschaftlich, vornehmlich dann, wenn es mal wieder stramm bergauf geht.
Wenn man besonders tief Luft holen muss, das passiert uns mehrfach, wir vermuten einen (bösen) Plan dahinter.
Zwischendurch treffen wir
auf seltsame Gestalten, die Geschichte dieser Orte scheint ja spannend zu sein!
Irgendwann erreichen wir das Örtchen Brodersby, hier zweigt ein Weg ab, direkt ans Wasser, wo uns eine Fähre auf die andere Seite
bringt. Vorher gibt es noch das Mittags-Fischbrötchen, sehr lecker, das muss einfach sein. Nach der Fähre geht es zunächst sehr ruhig durch
einen Wald auf einer einsamen Landstraße entlang. Allerdings nur ein paar Kilometer weit um dann an einer laut brüllenden Bundesstraße
aufzuschlagen. Dieser müssten wir jetzt etwa 12 Kilometer folgen, ein Unding. Deshalb biegen wir in eine etwas (wie wir zunächst glauben)
ruhigere Straße ein, an der ein Radweg entlang führt. Für etwa 500 Meter, dann ist der Radweg eben einfach zu Ende. Beide Straßen führen
rund um das Wisebyer Nor, einem großen Naturschutzgebiet rund um einen großen See herum nach Eckernförde, die eine Straße links rum, die
andere rechts. Und auf beiden ist die Hölle los, nur dass wir jetzt auch noch ohne Radweg dastehen. Das wollen wir nicht, deshalb biegen
wir jetzt komplett von der Straße ab und fahren durch ein Wäldchen an den See, dort führt ein Wanderweg rundum, wie wir auf einer Hinweistafel
gesehen haben und in eine Richtung ist er sogar als Radweg ausgeschildert, also wohl befahrbar. So geht es zunächst etwas holprig wieder ein
paar Kilometer zurück, aber der Weg wird besser und so umrunden wir den See auf einer sehr schönen sehr ruhigen Strecke und kommen am Ende
direkt in Eckernförde wieder an der uns bekannten Bundesstrasse raus. Unser Hotel heißt “Alte Fischeischule” und liegt, vollkommen logisch,
auf dem Berg ganz oben. Nachdem wir eingecheckt haben stellen wir fest, dass nicht nur das Hotel ganz oben auf`m Berg, sondern unser Zimmer
auch noch ganz oben im Hotel liegt und es gibt keinen Aufzug. Dafür werden wir mit einem traumhaften Ausblick über die gesamte Eckerförder
Bucht belohnt, wir haben die “Captain`s Suite”.
Zunächst überlegen wir, hier vielleicht einen Tag länger zu bleiben, wir wollen ja immer mal wieder einen Ruhetag einschieben, wie
in den vergangenen Jahren auch. Wir verwerfen den Gedanken dann aber im Laufe des Abends wieder, da Eckerförde nicht wirklich das Zentrum
des Ostsee-Tourismus abbildet. Es gibt einen schönen Hafen, um den man wohl ein wenig herumflanieren könnte, ebenso auf der
Strand- / Uferpromenade. Ansonsten gibt es noch eine Shopping-Meile. austauschbar mit jeder anderen deutschen Kleinstadt und vor allem
gibt es entlang und rundherum um all das genannte ein brüllendes Verkehrschaos. Nein hier bleiben wir nicht, mal sehen, vielleicht morgen
in Kiel…
Am Ende gab`s im Hafen noch `nen Griechen, der uns unser Abendessen gebrutzelt hat und einen Hafen-/ Strandspaziergang.