Die Strecke von Stade durch’s Alte Land nach Hamburg ist uns ja schon bekannt und so wissen wir ungefähr, wie viel Zeit wir für diesen
letzten Abschnitt einplanen müssen. Mit anderen Worten, wir können es ganz gemütlich angehen lassen. Nach unserem Frühstück im Hotel am
Fischmarkt verlassen wir das gemütliche Örtchen Stade und machen uns auf zu unserer letzten Etappe. Ein Blick zum dunkel wolkenverhangenen
Himmel lässt uns etwas skeptisch dreinschauen; hoffentlich kommen wir trocken nach Hamburg. Die Strecke ist unspektakulär und wir fahren
zunächst eine ganze Weile parallel zu den Bahngleisen der Strecke Stade – Hamburg. Auch die Landschaft ändert sich nun etwas.
Die Schafherden werden merklich weniger, dafür sieht man wieder mehr Bäume und Viehweiden. In Jork machen wir Pause und wollen eigentlich
nur einen Cappuccino trinken. Die Pause dauert dann doch etwas länger weil wir uns noch einen Kirschpfannkuchen teilen, von dem wir nachher
pappsatt sind. So kommen wir denn doch noch in den Genuss von Obst aus dem Alten Land. Bis zur Fähre in Cranz ist es nicht mehr weit und
wir radeln ganz gemütlich entlang des uns schon bekannten Weges. Aber, unverhofft kommt oft; die Fähre ist in der Zeit von 12:00 Uhr bis
15:00 Uhr wegen Niedrigwasser außer Betrieb. An so was hatten wir nun wirklich nicht gedacht.

Es ist kurz vor zwei als wir am Fähranleger ankommen. Wir haben nun zwei Möglichkeiten, entweder wir warten über eine Stunde, oder wir radeln
noch ein bisschen und nehmen die Fähre in Finkenwerder. Am Fähranleger ist es ziemlich zugig und nicht wirklich heimelig und so entscheiden
wir bis Finkenwerder weiterzufahren und uns dort über die Elbe setzen zu lassen. Da der Radweg immer an der Straße entlangführt ergreifen
wir irgendwann an der Weggabelung die Möglichkeit und fahren ein wenig landeinwärts in der Hoffnung, das wir auch auf diesem Weg ans Ziel
kommen. Denkste. Nach einiger Zeit stehen wir vor einem Werkstor der Airbuswerke; Ende der Fahnenstange. Zum Glück müssen wir nicht das
ganze Stück wieder zurück, sondern kommen nach kurzer Zeit wieder auf die Straße an welcher der Radlweg entlangführt. Die Fahrt um das
Airbusgelände zieht sich ganz schön, aber irgendwann finden wir dann doch zum “Rüschpark”; hier setzen wir mit der Fähre nach “Teufelsbrück” über.

Die letzten Kilometer unserer Radtour führen uns wieder entlang der Elbe und gegen 16:00 Uhr haben wir unser Ziel in Hamburg-Altona erreicht.
Nach einer Dusche in einem Bad, das ungefähr die Größe einer Abstellkammer hat, machen wir einen Spaziergang in die Stadt, genehmigen uns zunächst ein
“Zwischenbier”. Dann suchen wir uns ein Lokal, heute soll es noch mal Fisch geben. Wir werden fündig. Das Essen ist wirklich lecker, die Portionen
halb so groß wie unterwegs, dafür etliches teurer – wir sind schließlich in Hamburg, da hat halt alles seinen Preis. Nach dem Essen laufen wir noch
ein Stück bis zu den Landungsbrücken und im dortigen Brauhaus lassen wir den Abend ausklingen.
Obwohl unser Hotel praktisch gleich hinter dem Bahnhof in Hamburg-Altona liegt haben wir gut geschlafen. Unser Zug nach Hause fährt erst
am Abend um 20.20 Uhr; wir haben also noch einen ganzen Tag Zeit uns in der Stadt an der Waterkant umzusehen. Unser Gepäck und die Fahrräder können
wir solange im Hotel lassen und am Abend abholen. Mit der S-Bahn fahren wir wieder zu den Landungsbrücken und statten dort zunächst dem
Museumsschiff Rickmer Rickmers einen Besuch ab. Wir erfahren einiges über das Schiff und die Reederei, aber auch über die Geschichte der
Stadt Hamburg und die Seefahrt im allgemeinen.
Wieder an Deck begeben wir uns auf den Weg in die Speicherstadt und machen auf dem Weg dorthin einen Abstecher in die Deichstraße.
In der Deichstraße findet man das letzte erhaltene Ensemble von althamburgischen Bürgerhäusern. Besonders gefallen hat uns ein Kolonialwarenladen.
Da wir nicht unbegrenzt Zeit haben sehen wir uns in der Speicherstadt “Spicy’s Gewürzmuseum” an. Als Eintrittskarten erhalten wir
jeder ein Tütchen mit schwarzen Pfefferkörner – da werden wir dann zu Hause noch das ein oder andere Mal an diesen Besuch denken.
Zurück an den Landungsbrücken kaufen wir uns Tickets für eine Hafenrundfahrt im Hamburger Hafen. Eine Stunde lang schippern wir
durch den Hafen und erfahren so einiges.
Während unserer Radtour hatten wir ja schon das ein oder andere Mal überlegt, wie viele Container wohl auf so ein großes Containerschiff
passen. Wir waren so ungefähr bei 1000 Stück angelangt; weit gefehlt. Auf das größte Containerschiff im Hamburger Hafen passen 14.000 Container
und das größte derzeit existierende Containerschiff hat ein Fassungsvermögen von 18.500 Containern. Man muss aber dazu sagen, dass es große
und kleine Container gibt. Bei den vorgenannten Angaben sind immer kleine Container gemeint. Trotzdem sind diese Zahlen für mich unvorstellbar.
Ziemlich verwundert waren wir auch, als wir hörten, dass Dr. Oetker mit seinem Puddingpulver soviel verdient hat, dass er heute zu den
größten Reedern in Deutschland gehört, oder das das kleine Binnenland Schweiz eine der größten Containerflotten der Welt hat. Wir setzen mal
voraus, dass diese Angaben stimmen und das uns hier kein Seemannsgarn erzählt wurde.
Interessant war die Hafenrundfahrt auf alle Fälle. In diesem Hafen scheint schon heute alles überdimensional groß zu sein, trotzdem wird wohl schon
an der nächsten Generation von Containerschiffen gebastelt. Ob die dann hier noch Platz finden werden? Den Nord-Ostsee-Kanal können die größten
Pötte schon heute nicht mehr passieren.
Nach diesem Ausflug in eine vollkommen andere Welt schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt in Richtung Binnenalster. Wir kommen
durch’s portugiesische Viertel (Hamburg hat die größte portugiesische Kolonie außerhalb Portugals) und kehren hier nochmal zum essen ein.
Dann wird es Zeit, dass wir uns auf den Weg zum Hotel machen um unsere Sachen zu holen. Wir sind kaum am Bahnhof, als unser Zug auch
schon einläuft. Wir verstauen die Fahrräder und suchen uns unsere Plätze. Leider sind in unserem Abteil noch zwei weitere Plätze reserviert und
am Hauptbahnhof in Hamburg werden diese von zwei Dänen eingenommen. Deren Reise geht bis zur Endstation des Zuges, Wien. Wir werden den Zug mitten
in der Nacht verlassen, denn um 4:28 Uhr sollen wir in Regensburg ankommen.
Resümee unseres Urlaubs: Das Wetter war nicht ideal, aber es hätte schlimmer kommen können. Die Entscheidung am zweiten Tag, unsere Route
zu verlassen und nicht wie geplant die Nordseeküste bis Niebüll hoch zu radeln, sondern nach Hamburg und von dort mit dem Zug nach Niebüll zu fahren
und dann die Nordseeküste bis Hamburg wieder runter zu radeln, war absolut richtig, da uns der Wind permanent ins Gesicht blies und die
Wettervorhersagen auch keine Änderungen voraussagten. Wir hätten sonst wahrscheinlich irgendwann keine Lust (und zumindest ich) auch keine
Kraft mehr gehabt. Wir haben in einfachen und in sehr schönen Hotelzimmern übernachtet und das Essen war immer gut und meist viel zu reichlich
(ein bisschen vermisst haben wir oft die Fischbrötchen als Mittagessen, die es ja auf unserer Tour im letzten Jahr an jeder Ecke gab) und
obwohl wir uns vier Tage Auszeit (Amrum, St. Peter-Ording, Büsum, Hamburg) gegönnt haben, zeigt unser Tacho 576,8 gefahrene Kilometer an.
Das ist für meine Begriffe gar nicht schlecht.
Es wird auch dieses nicht unsere letzte Radeltour gewesen sein; mal schauen wohin es beim nächsten Mal geht …